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Volkswirtschaft   02.12.2025 12:27:57

Raiffeisen-Ökonomen rechnen mit moderatem Wirtschaftswachstum

Zürich (awp) - Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft hellen sich allmählich auf. Die Einigung im Zollstreit mit den USA und eine leichte Belebung in der Eurozone dürften zusammen mit der robusten Konjunktur im Inland im kommenden Jahr für ein moderates Wirtschaftswachstum von rund einem Prozent sorgen.

Die Beruhigung an der Zollfront, durch die die US-Einfuhrzölle von prohibitiven 39 auf noch 15 Prozent gesenkt würden, verschaffe den Unternehmen Planungssicherheit und sorge wieder für gleich lange Spiesse mit den europäischen und japanischen Konkurrenten. Der Preis sei zwar hoch. "Aber er ist es wert", sagte Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.

Die effektive Zollbelastung dürfte laut seinen Berechnungen bei etwa 7 Prozent liegen, denn es gebe ja auch Branchen wie die Luft- und Raumfahrt, Gold oder die Pharmaindustrie, die von den Zöllen gar nicht betroffen seien.

Nicht enthusiastisch

Enthusiastisch sei er für 2026 trotzdem nicht, sagte der Experte. Denn der Exportsektor werde nicht wieder gleich durchstarten. Denn viele Unternehmen hätten noch im ersten Halbjahr 2025 so viel wie möglich in die USA exportiert. Daher werde es keine Aufholjagd geben. "Wir erwarten eher einen schwachen Start ins Exportjahr 2026", sagte Hasenmaile. Zudem bleibe die Belastung mit einem "Strafzoll" von 15 Prozent hoch.

Es gebe aber Anzeichen, das habe der KMU-PMI von Raiffeisen kürzlich gezeigt, dass der Tiefpunkt überschritten sein dürfte. Allerdings äusserten sich nicht alle befragten KMU zuversichtlich. Denn rund ein Drittel der exportorientierten Gewerbebetriebe schätzten ihre Geschäftsaussichten als schlecht ein. Dagegen verzeichneten fast 60 Prozent der binnenorientierten Unternehmen einen guten Geschäftsgang. Die Hoffnungen lägen vor allem auf einer Belebung in der Eurozone. Hier könnten vor allem die Infrastrukturprojekte in Deutschland positive Impulse setzen.

Binnenkonjunktur bleibt Wachstumsstütze

Die wichtigste Stütze für die Schweizer Wirtschaft sei aber der robuste Binnenmarkt. Der private Konsum profitiere von der Zuwanderung und dem deutlichen Anstieg der Reallöhne seit 2024 sowie der tiefen Inflation. Zudem sei die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) locker und unterstütze somit die Wirtschaft.

Die SNB werde bis Ende 2026 die Zinsen nicht ändern. Und eine Wiedereinführung der Negativzinspolitik erwarte Raiffeisen auch nicht.

Als Achillesferse sieht Raiffeisen neben dem starken Franken, sollte er schockartig aufwerten, den Arbeitsmarkt. Dieser schwächle schon seit rund 2,5 Jahren, sagte Alexander Koch, Leiter Konjunktur- und Zinsanalyse Raiffeisen Schweiz. Grund dafür sei hauptsächlich die jahrelange europäische Industrieflaute.

Dank der vorläufigen Einigung im Zollstreit sollte sich der Abbau von Industriearbeitsplätzen nun aber nicht weiter beschleunigen. Es sei eher zu erwarten, dass sich die Lage stabilisiere. Die Arbeitslosenquote sei zwar gestiegen, bleibe aber mit voraussichtlich unter 3,5 Prozent moderat. Zudem dürfte die Zuwanderung etwas abnehmen, was zu einer Entspannung führen dürfte. Das Schlimmste dürfte damit auch hier überstanden sein, meinte Koch.


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