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Politik, Regierung, Parlament, Bundesverwaltung   12.03.2025 10:14:53

BR-Wahl: Vermeintlicher Aussenseiter Martin Pfister wird Bundesrat

Bern (awp/sda) - Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister wird neues Mitglied des Bundesrats. Der 61-Jährige Mitte-Vertreter ist am Mittwoch im zweiten Wahlgang von der Vereinigten Bundesversammlung gewählt worden. Damit schaffte der noch vor Wochen in Bundesbern unbekannte Pfister eine Überraschung.

Schon im ersten Wahlgang fehlte dem Historiker, Germanist und Zuger Gesundheitsdirektor nur eine einzige Stimme zum Erfolg: Pfister holte mit 122 Stimmen nur eine weniger als das absolute Mehr von 123 Stimmen. Sein Konkurrent auf dem Wahlticket der Mitte-Partei, der St. Galler Nationalrat Markus Ritter, kam auf 105 Stimmen.

Im zweiten Wahlgang holte Pfister 134 Stimmen und übertraf das absolute Mehr um elf Stimmen. Ritter kam auf 110 Stimmen. Im ersten Wahlgang erhielten verschiedene Kandidatinnen und Kandidaten 18 Stimmen, im zweiten ging nur eine Stimme nicht an Pfister oder Ritter.

Noch am Vorabend der Wahl schien der Präsident des Schweizerischen Bauernverbands, Markus Ritter, gute Wahlchancen zu haben: Die zahlenmässig weitaus stärkste Fraktion unter der Bundeskuppel, die SVP-Fraktion, gab bekannt, sie werde grossmehrheitlich Ritter wählen.

Allerdings sagten die Grünliberalen, Pfister stehe von seinen Positionen her ihnen näher als Ritter und das sagten auch die Grünen. Offizielle Wahlempfehlungen gaben aber diese Fraktionen nicht ab, ebenso wenig wie jene der FDP, Mitte und SP.

Pfister hält Kollegialitätsprinzip hoch

Nach seiner Wahl nahm Pfister die Wahl in die Landesregierung an und legte den Amtseid ab. Anschliessend wurde er von den Mitgliedern des Bundesrats begrüsst. Im Wahlkampf habe er noch gesagt, dass ihm Kasernen vertrauter seien als das Bundeshaus, sagte Pfister in seiner Rede zum Amtseid. "Doch inzwischen fühle ich mich in beiden Welten wohl."

Die Grundfesten der Schweiz hätten einige Erschütterungen erlebt - im eigenen Land und ausserhalb. Möglicherweise stünden grosse geopolitische Veränderungen bevor, die die Schweiz sicherheitspolitisch und auch in anderen politischen Feldern forderten, sagte Pfister. Es brauche deshalb ein ausserordentliches Engagement auf allen Ebenen.

Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit seinen Kolleginnen und Kollegen, so Pfister weiter, und bekannte sich zum Kollegialitätsprinzip: "Es war mir als Zuger Regierungsrat stets mehr Lust als Last. Das wird sich als Bundesrat nicht ändern für mich."

Pfister dankte seinem Gegner Markus Ritter. "Es war ein sehr intensiver, aber fairer Wahlkampf". Pfister wird im Bundesrat der insgesamt dritte Zuger. Es gilt als wahrscheinlich, dass er das Verteidigungsdepartement von der Ende März abtretenden Bundesrätin Viola-Amherd übernehmen wird.

Diese wurde vor der Wahl des neuen Bundesrats von Nationalratspräsidentin Maja Riniker gewürdigt und hielt anschliessend eine Rede. Darin forderte sie, dass die Schweiz einen Beitrag zur Sicherheit Europas leistet.

Ritter freut sich für Pfister

Der unterlegene Mitte-Bundesratskandidat Markus Ritter zeigte sich kurz nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses gefasst. "Ich freue mich für Martin." Er habe Pfister bis vor ein paar Wochen nicht gekannt. Nun könne er sagen: "Ich habe einen Freund gewonnen."

Zu den Gründen seiner Niederlage konnte Ritter nicht viel sagen. "Das ist Kaffeesatzlesen", sagte der St. Galler Nationalrat am Mittwoch im Berner Bundeshaus vor den Medien. Es seien wohl parteistrategische Ziele im Vordergrund gestanden.

"Ich hätte es sehr gerne gemacht, mit letzter Kraft", hielt Ritter fest. Nun gelte es, andere Ziele weiterzuverfolgen. "Ich bin immer noch Nationalrat und Bauernverbandspräsident."

Politologe lobt Wahlkampf

Der Politologe Adrian Vatter wertete den Erfolg von Martin Pfister nicht nur als eine "Anti-Ritter-Wahl". Dem neuen Zuger Bundesrat sei es im Wahlkampf zunehmend gelungen, seine Stärken auszuspielen.

Pfister habe im Vorfeld der Wahl immer wieder auf seine Regierungserfahrung im Kanton Zug und seinen militärischen Grad als Oberst hingewiesen, so der Politologieprofessor der Uni Bern im Schweizer Fernsehen SRF.


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