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Volkswirtschaft   15.08.2025 14:34:09

Trumps Zollpolitik bremst die Schweizer Wirtschaft

Bern (awp) - Die Schweizer Wirtschaft ist im zweiten Quartal nach einem starken Start ins Jahr erwartungsgemäss kaum mehr gewachsen. Nun bleibt abzuwarten, wie schwer der Zollhammer der USA der Konjunktur künftig zusetzen wird.

Das Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in den Monaten April bis Juni zum Vorquartal um 0,1 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag in seiner Erstschätzung meldete.

Dabei sei die negative Entwicklung in der Industrie vom Wachstum des Dienstleistungssektors kompensiert worden, so die Kurzmitteilung. Definitive und ausführliche Zahlen legt das Seco am 28. August vor.

Damit hat sich die Konjunktur spürbar abgeschwächt. Im Startquartal war das BIP noch um 0,8 Prozent in die Höhe geschnellt.

Denn Unternehmen hatten wegen der grossen Unsicherheit rund um die Zollpläne der US-Regierung bis im März deutlich mehr Güter in die USA exportiert. Besonders ins Gewicht fielen seinerzeit die hohen Volumen von Pharmaprodukten als wichtigstem Exportgut der Schweiz.

Keine Überraschung

Die Abschwächung im zweiten Quartal überrascht die Ökonomen-Gemeinde nicht. Einige hatten im Vorfeld gar Schlimmeres befürchtet und mit einem Rückgang von bis zu 0,3 Prozent gerechnet. Auf der Gegenseite wiederum wurde ein Wachstum von höchstens 0,3 Prozent in Aussicht gestellt.

"Nachdem im ersten Quartal starke Vorzieheffekte den Aussenhandel geprägt hatten, war klar, dass sich das Wachstum abschwächen würde", sagte Raiffeisen-Ökonom Domagoj Arapovic auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Kevin Gismondi von der ZKB sprach mit Blick auf den Aussenhandel von einer "Normalisierung".

Die Exportwirtschaft leidet unter den Zollwirren von US-Präsident Donald Trump. Laut der Mitte Juli vorgelegten Exportstatistik sanken die Schweizer Ausfuhren im zweiten Jahresviertel zum starken Vorquartal um gut 5 Prozent. Alleine in die USA wurden 30 Prozent weniger exportiert.

Es sind aber nicht nur die Exporte: Die Unsicherheit betreffend US-Zölle hat auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen in der Schweiz gedämpft, sagt Swiss-Life-Chefökonom Marc Brütsch. Auch Gismondi warnt: Das Investitionsklima in der Schweiz ist durch die Zollwirren erheblich belastet.

Unsicherheit bleibt - Keine Rezession erwartet

Und das geschah noch alles, bevor Donald Trump am 1. August seinen "Zollhammer" von 39 Prozent auf die Schweiz niedersausen liess. Das wird die Schweizer Exporte vor allem in die USA zumindest kurzfristig stark belasten.

Die Schweiz könne sich weiter Hoffnungen machen, dass die USA die Zölle absenken, ist Raiffeisen-Ökonom Arapovic zuversichtlich. "Allenfalls könnten sie auf das Niveau fallen, das mit 15 Prozent für die EU gilt." Entscheidend sei, ob sich die US-Regierung mit der Pharmabranche betreffend tieferer Preise einigen könne.

Die Aussichten für die Exportwirtschaft sind laut ZKB-Ökonom Gismondi angesichts der vorherrschenden Zollsätze, der Frankenstärke und der schwachen Auslandsnachfrage zwar wenig ermutigend. "Doch der Zollschock ist auf wenige Sektoren begrenzt, weshalb wir nur mit begrenzten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen und keiner umfassenden Rezession rechnen."

Auch Brütsch schliesst den Fall in eine Rezession in seinem Basisszenario aus. "Bleibt aber der Zollnachteil für Schweizer Exporteure gegenüber den europäischen und japanischen Konkurrenten bestehen, senkt sich unsere Prognose zum BIP-Wachstum der Schweiz bis Ende 2026 um 0,7 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent ab.


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