Temenos gibt sich konservativere Ziele und investiert in Wachstum
Genf (awp) - Temenos hat sich neue Finanzziele für die kommenden Jahre gesetzt. Mittelfristig zeigt sich der Bankensoftware-Hersteller weniger optimistisch als noch zuletzt. Der neue CEO spricht gleichwohl von einem neuen Kapitel, das die Gesellschaft aufschlägt.
Bis 2028 soll der so genannte wiederkehrende Umsatz organisch auf über 1,3 Milliarden US-Dollar ansteigen, wie Temenos am Dienstag anlässlich eines Investorentags mitteilte. Auch zuvor hat das Unternehmen diese Marke angestrebt, allerdings schneller und zwar bereits bis 2027.
Der bereinigte EBIT soll bis 2028 nun neu 500 Millionen erreichen und der Free Cashflow 420 Millionen Dollar, hiess es weiter. Damit krebst die Gesellschaft auch auf diesen Ebenen zurück.
Markttrends berücksichtigt
Die vorherigen Mittelfristziele hatte Temenos zuletzt im Februar 2023 bestätigt: Damals sollte der bereinigte EBIT mittelfristig auf 570 Millionen Dollar steigen und der Cashflow gar auf 700 Millionen. Bei letzterem spiele jedoch eine neue Berechnung mit hinein, hiess es am Dienstag.
Die neue Definition sei den Branchenstandards angepasst worden und umfasse Auswirkungen des Rechnungslegungsstandards IFRS 16 sowie Zinsaufwendungen, so Temenos. Das Ziel für den freien Cashflow impliziere eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 16 Prozent in den Geschäftsjahren 2024 bis 2028.
Zudem liessen Markttrends auf einen höheren Beitrag der Subskriptionslizenzen schliessen sowie auf tiefere SaaS-Umsätze ("Software as a Service"), hiess es zur Begründung. Ausserdem würden die geplanten Investitionen belasten.
Fokus auf USA
Denn das Unternehmen legte ebenfalls einen Wachstumsplan vor. Dieser baue auf einem "starken Fundament" auf: ein grosser und wachsender Markt, langfristige Kundenbeziehungen, engagierte und diverse Mitarbeiter sowie eine breite Palette an Funktionen und Innovationen. Es seien aber im gesamten Unternehmen Möglichkeiten identifiziert worden, um Wachstumshebel freizusetzen und das Wachstum weiter anzukurbeln.
Im Zuge dessen rechnet Temenos im kommenden Jahr mit zusätzlichen Investitionen von 30 bis 45 Millionen Dollar. Teilweise würden diese aber durch erwartete operative Effizienzsteigerungen von 20 bis 25 Millionen kompensiert. Insbesondere in den USA will Temenos den Fussabdruck vergrössern.
Die Massnahmen würden eine Steigerung der EBIT-Marge begünstigen sowie ein nachhaltiges Wachstum des Free Cashflows. Auch könne Temenos so das Marktwachstum (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von rund 7% in den Jahren 2024 bis 2028) übertreffen. Public Cloud und SaaS dürften voraussichtlich zweistellig wachsen, so die Unternehmensprognose.
Mehr Details will das Management am Investorentag am Dienstag in London geben. Dieser beginnt hiesiger Zeit um 10.30 Uhr.
Kultureller Wandel angestrebt
"Der heutige Tag markiert den Beginn eines neuen Kapitels bei Temenos", liess sich CEO Jean-Pierre Brulard zitieren, der per 1. Mai von einer grossen US-Techfirma zu den Genfern gestossen ist. Während seiner ersten sechs Monate im Unternehmen habe er unter anderem das Führungsteam gestärkt. Aufbauend auf der neuen Wachstumsstrategie wolle er zudem bei Temenos "eine Kultur der Transparenz, Rechenschaft und Innovation" etablieren.
Zuletzt hatte das Westschweizer Softwareunternehmen einige Rückschläge erlitten: Mitte Februar hatte der US-Shortseller Hindenburg Temenos "schwerwiegende Unregelmässigkeiten" in der Rechnungslegung vorgeworfen. Der Software-Hersteller veranlasste daraufhin eine Untersuchung, und die Prüfer konnten keine Anhaltspunkte für Unregelmässigkeiten finden. Der Aktienkurs brach jedoch ein, die Angelegenheit verursachte für Temenos zusätzliche Kosten, und einige Vertragsabschlüsse verzögerten sich.
Zuvor war im Geschäftsjahr 2022 der Gewinn eingebrochen und der langjährige CEO Max Chuard hatte - nach starker Kritik von Grossaktionären - Anfang 2023 das Unternehmen verlassen. Kurze Zeit später zog sich auch der langjährige VR-Präsident Andreas Andreades zurück, musste aber noch längere Zeit interimistisch die CEO-Aufgaben übernehmen. Die Suche nach einem geeigneten neuen Unternehmenschef stellte sich als schwieriger als gedacht heraus.
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