Passagierzunahme auf der Bernina-Linie fordert die Rhätische Bahn
Chur (awp/sda) - Der grosse Erfolg ihrer Bernina-Linie stellt die Rhätische Bahn (RhB) vor einige Herausforderungen. In der Hochsaison wird auf der Strecke die Kapazitätsgrenze erreicht. Mit Reservations-Möglichkeiten, Zusatzzügen und neuen halbstündlichen Verbindungen will die RhB die hohe Nachfrage decken, wie die Verantwortlichen am Mittwoch in Chur erklärten.
Die sehr hohe Auslastung wird von den Zahlen bestätigt, welche die Rhätische Bahn zu ihrem Halbjahresergebnis 2025 präsentierte. "Auf der Bernina-Strecke ist die Fahrgastzahl pro Kilometer in drei Jahren um 71 Prozent gestiegen", hiess es dazu. An manchen Wochenenden habe die Auslastung bei über 100 Prozent gelegen.
RhB-Direktor Renato Fasciati nannte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verschiedene Gründe für den Boom: "Die Fahrten durch die Alpen sind sehr attraktiv. Es sind sehr viele Gäste, die wegen der kühleren Temperaturen kommen. Mit Sicherheit haben auch die Marketing Aktivitäten, beispielsweise der Weltrekordversuch auf der Albulastrecke, einen grossen Anteil an der Nachfragesteigerung".
Das Verkehrsunternehmen visiert zudem neu US-amerikanische und asiatische Märkte an. ."Die Rhätische Bahn wächst seit zehn Jahren dreimal stärker als der Durchschnitt der Schweizer Bahnen", fügte Fasciati zufrieden hinzu.
Volle Züge und viel Arbeit für Mitarbeitende
Auch der Bernina Express zwischen St. Moritz und Tirano (Italien) sowie der Glacier Express zwischen St. Moritz und Zermatt VS sind auf Erfolgskurs. Von Januar bis Oktober stieg die Fahrgastzahl des Bernina-Express im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent, von knapp 370'000 im Jahr 2024 auf über 416'000 im Jahr 2025. Im Vergleich zu 2019, einem Rekordjahr vor der Pandemie, stieg die Nachfrage gar um ganze 68 Prozent.
Beim Glacier Express stiegen die Buchungen im laufenden Jahr um 8 Prozent und nähern sich zunehmend den Kapazitätsgrenzen. "Für das nächste Jahr haben wir rund 80'000 Personen auf der Warteliste für den Bernina Express und den Glacier Express", erklärte Fasciati.
Der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Das Personal ist einer ausserordentlichen Arbeitsbelastung ausgesetzt. "Für unsere Mitarbeitenden bedeutet es, dass sie jeden Tag in einem vollen Zug sind und sehr gefragt sind, auch von den Fahrgästen. Das ist natürlich eine entsprechende Belastung", sagte der RhB-Direktor.
Die Bündner Schmalspurbahn stelle deshalb viel Personal ein, um den ständig wachsenden Bedarf decken zu können. In gewissen Züge fahren nun zwei Zugbegleiter mit, um die Nachfrage bewältigen zu können.
Neue Sitzplatz-Reservierung
Um der stetig steigenden Nachfrage auf der Berninalinie gerecht zu werden, verfolgt die RhB mehrere Lösungsansätze. Ab Mitte Dezember wird eine freiwillige Reservierungsmöglichkeit für Sitzplätze im Regionalverkehr eingeführt. Dass, so hofft die Rhätische Bahn, sollte die Situation entspannen.
Zudem wird der Fahrplan des Regioexpress St. Moritz-Tirano angepasst. Langfristig plant die RhB, die Infrastruktur zu modernisieren und neue Züge anzuschaffen. Dadurch soll die Sitzplatzkapazität um zehn Prozent erhöht werden.
Fasciati räumte ein, dass es bei überfüllten Zügen häufig zu Beschwerden komme. Die RhB nehmen sie ernst. Nächstes Jahr würden deshalb auf bestimmten Strecken Zusatzzüge geführt.
Für 2040 sieht die RhB halbstündliche Verbindungen und Schnellverbindungen zwischen St. Moritz, Poschiavo und Tirano vor, mit schnellen Anschlussverbindungen nach Mailand. Zudem werden das Puschlav und Pontresina alle zwei Stunden mit Direktverbindungen nach Chur bedient.
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