BLKB in Turbulenzen: Millionen-Abschreiber und Chef-Rücktritte
Liestal (awp) - Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) ist mit ihrer Online-Bank Radicant in schwere Turbulenzen geraten. Sie muss nun eine massive Wertberichtigung auf ihre Tochtergesellschaft vornehmen. Der Bankratspräsident und der CEO der Kantonalbank kündigen auf das kommende Jahr hin ihren Abgang an.
Die schweizweite Expansion mit ihrer offiziell 2023 gestarteten Digitalbank Radicant kommt die BLKB teuer zu stehen: Sie nimmt nun Wertberichtigungen in Höhe von 105,5 Millionen Franken auf ihre Radicant-Beteiligung vor, wie das Staatsinstitut am Donnerstag mitteilte. Zudem kündigt sie "einschneidende Massnahmen" an, um die Kosten zu senken und passt ihre Ziele für Radicant an.
Unvorhergesehene Probleme
Begründet wird der Grossabschreiber auf Radicant mit "unvorhergesehenen Problemen" bei der Integration des auf Treuhanddienstleistungen spezialisierten Fintechs Numarics, die 2024 von Radicant übernommen wurde: Die Erwartungen an den Beitrag des Treuhandgeschäfts hätten sich nicht erfüllt. Nicht zuletzt habe eine "signifikante Zahl" an Numarics-Kunden nicht in Radicant integriert werden können, sagte Bankratspräsident Thomas Schneider an einer Telefonkonferenz.
Die BLKB will zwar an dem "strategischen Investment" festhalten. Allerdings soll es zu einem umfangreichen Kostenreduktions- und Effizienzprogramm kommen. Details wolle die BLKB aber erst zu einem späteren Zeitpunkt geben, sagte BLKB-CEO John Häfelfinger: So sollen nun zunächst die Mitarbeitenden informiert werden. Das Erreichen der Gewinnzone für Radicant wird nun für 2029 angestrebt.
Rücktritte an der Spitze
Die Führungsspitze der Kantonalbank zieht nun die Konsequenzen: BLKB-CEO John Häfelfinger wird das Staatsinstitut in seinem neunten Jahr als Leiter der Geschäftsleitung per Ende März 2026 verlassen. Bankratspräsident Schneider wird derweil sein Amt per Mitte 2026 und damit ein Jahr vor Ablauf seiner Amtsperiode zur Verfügung stellen. Die Suche nach der Nachfolge für die beiden Führungspositionen wird gestartet.
Abtreten wird zudem der Radicant-Verwaltungsratspräsident Marco Primavesi: Er werde sein Amt Ende 2025 zur Verfügung stellen. Derweil soll Matthias Kottmann, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter Geschäftsbereich Private Vermögens- und Finanzberatung der BLKB, neu im Radicant-Verwaltungsrat Einsitz nehmen.
Unveränderte Ausschüttungen
Trotz des Grossabschreibers kündigt die Kantonalbank auf Konzernebene ein Halbjahresresultat "auf Vorjahresniveau" an, als ein Gewinn von rund 67 Millionen Franken resultiert hatte. Die hohen Wertberichtigungen würden mit der Auflösung von Reserven für allgemeine Bankrisiken teilweise kompensiert. Für das Gesamtjahr geht die BLKB von einem mit dem Vorjahr vergleichbaren operativen Geschäftsgang aus.
Entsprechend sollen auch die Ausschüttungen an den Kanton Basel-Landschaft und an die Zertifikatsinhaber für 2025 unverändert hoch blieben. Auch die Gesamtkapitalquote der Kantonalbank werde nahezu unverändert bleiben.
Kritik in Baselbieter Politik
Die BLKB hatte bereits 2020 ihre Pläne bekanntgegeben, ein schweizweit tätiges Finanzinstitut mit Nachhaltigkeitsfokus zu gründen. Die in Zürich ansässige Radicant startete dann im Herbst 2023 mit beträchtlicher Verzögerung und nach einigen Turbulenzen in der Führung für ein breites Publikum. Bereits im Jahresabschluss 2023 musste die BLKB eine erste Bewertungskorrektur von 22 Millionen Franken vornehmen.
Auch die Erwartungen an das Erreichen der Gewinnschwelle wurden angesichts eines zögerlichen Kunden- und Vermögenszustroms immer wieder hinausgeschoben: Noch beim Start ging die BLKB von einem "Breakeven" bereits im Jahr 2026 aus. Die Probleme mit Radicant sorgten auch für zunehmende Kritik in der Baselbieter Politik. So wurde Ende 2024 sogar eine Volksinitiative lanciert, die die BLKB zu einer regionalen Ausrichtung verpflichten will.
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