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Unternehmensergebnis   29.04.2025 11:01:44

Porsche kappt Ausblick wegen US-Zöllen und Batterien - Aktie fällt

STUTTGART (awp international) - Für den Sportwagenbauer Porsche wird das laufende Jahr wegen der US-Zölle, des schwächelnden Elektrogeschäfts und der schlechten Lage in China noch teurer als gedacht. Porsche-Chef Oliver Blume senkte am Montagabend überraschend den Finanzausblick des zu VW gehörenden Dax-Konzerns deutlich. So dürften es dieses Jahr noch weniger Umsatz und Gewinn werden als ohnehin schon in Aussicht gestellt. Die Resultate zum ersten Quartal waren schwächer als von Analysten erwartet. Die seit langem schlecht laufende Aktie fiel nach dem Handelsstart am Dienstag deutlich.

Das Papier verlor nach der Gewinnwarnung am Vormittag in der Dax-Schlussgruppe 5,2 Prozent auf 44,51 Euro. Damit weitet der Kurs die Verluste aus: Auf Sicht von zwölf Monaten hat die Aktie rund die Hälfte eingebüsst. Ein Jahr zuvor hatte der Kurs noch an der Marke von 90 Euro gekratzt. Die Volkswagen-Vorzugsaktien traten am Dienstag auf der Stelle.

Beim Umsatz erwartet Blume im laufenden Jahr jetzt nur noch 37 bis 38 Milliarden Euro, wie die Stuttgarter mitteilten. Bisher hatte der Konzern 39 bis 40 Milliarden Euro angepeilt. Den Zielkorridor für die operative Umsatzrendite senkte er um 3,5 Prozentpunkte auf 6,5 bis 8,5 Prozent.

Im Vorjahr hatte Porsche noch einen Umsatz von 40,1 Milliarden Euro und eine operative Marge von 14,1 Prozent erzielt. Blumes Ambitionen sind eigentlich ganz andere: Langfristig soll das Unternehmen vor Zinsen und Steuern mehr als 20 Prozent des Umsatzes als operativen Gewinn erwirtschaften.

In dem jetzt gesenkten Ausblick kommt unter anderem zum Tragen, dass Porsche nun die US-Zölle auf Importautos aus der EU berücksichtigt - in der wechselhaften Lage zunächst aber nur für April und Mai. Derzeit sei noch keine belastbare Einschätzung der Auswirkungen für das Geschäftsjahr möglich, hiess es.

Finanzchef Jochen Breckner bezifferte die einkalkulierten Belastungen aus Zöllen in einer Telefonkonferenz auf einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Gegenüber den Kunden seien die Preise in den USA schliesslich noch nicht erhöht worden, die Belastungen müsse das Unternehmen also derzeit selbst schultern. Produktion und Logistik seien aber nicht angefasst worden. Bereits bestellte Fahrzeuge würden weiter an die Kunden ausgeliefert, sagte Breckner.

Porsche hat keine eigene Produktion in den USA - die Autos werden aus Europa eingeführt. US-Präsident Donald Trump hatte Auto-Importe aus der EU mit einem zusätzlichen Zoll in Höhe von 25 Prozent belegt. Zwar will der Republikaner die Autozölle laut einem Bericht des "Wall Street Journal" wieder etwas abschwächen, doch dabei geht es vor allem um Zulieferteile für die Autoproduktion in den USA.

Angesichts der Probleme in China und des geplanten Umbaus des Unternehmens ist Porsche auch mit einem Dämpfer ins Jahr gestartet. Der Umsatz lag im ersten Quartal mit 8,9 Milliarden Euro zwar nur 1,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das operative Ergebnis jedoch brach um 40,6 Prozent auf 762 Millionen Euro ein und fiel damit noch schwächer aus als von Experten ohnehin befürchtet. Die entsprechende Marge sackte von 14,2 auf 8,6 Prozent ab. Unter dem Strich machte Porsche 518 Millionen Euro Gewinn. Ein Jahr zuvor waren es noch 926 Millionen.

Jefferies-Analyst Philippe Houchois sah in der Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufspreise im ersten Quartal etwas Positives. Diese hätten um fast 5 Prozent zugelegt, was den Absatzrückgang gedämpft habe. Zugleich habe Porsche deutlich weniger Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der Bilanz als Aktivposten angesetzt - was die gewinnrelevanten Kosten vergleichsweise in die Höhe treibt.

"Das erste Quartal fällt erwartungsgemäss schwächer aus", sagte Finanzchef Breckner. "Zudem wird die makroökonomische Lage herausfordernd bleiben. Dem können wir uns nicht komplett entziehen, aber wir steuern mit aller Kraft dagegen." Die nun angepeilte Umsatzrendite in diesem Jahr sei für Porsche "historisch niedrig", räumte er ein.

Zusätzliches Geld kostet Porsche in diesem Jahr vor allem, dass die Schwaben den Ausbau der Produktion von Hochleistungsbatterien bei ihrer Tochter Cellforce nicht mehr eigenständig weiterverfolgen wollen. Weil der Elektrohochlauf sich deutlich verlangsamt habe, könne Porsche das eigene Batteriegeschäft nicht mehr schnell genug wirtschaftlich ausbauen, sagte Breckner. Das betrifft den Standort Kirchentellinsfurt. Nun prüft der Konzern Möglichkeiten zur Kooperation.

Deshalb und wegen weiterer Belastungen kalkuliert Blume jetzt mit Sonderaufwendungen von 1,3 Milliarden Euro in diesem Jahr und nicht mehr nur mit 0,8 Milliarden. Bereits in den ersten drei Monaten flossen etwa 200 Millionen Euro "in konkrete Massnahmen", wie es hiess. Die hohen Sonderkosten waren auch dafür vorgesehen, dass Porsche unter anderem inklusive des Wegfalls von befristet Beschäftigten rund 3.900 Stellen abbauen will und wieder mehr Geld in die Entwicklung von Verbrennern und Hybriden steckt.

In China wird das Angebot zudem weiter auf die schwache Nachfrage zurechtgestutzt. Breckner sagte, dass sich die Verkäufe in dem Land dieses Jahr auch nur im Vierzigtausender-Bereich bewegen dürften. 2022 und 2023 seien es noch fast 100.000 verkaufte Autos gewesen. Der Preiswettbewerb in China sei weiter hart. Weil das Unternehmen aber auf so wenig Rendite wie möglich verzichten will, sollen keine Rabatte den Verkauf ankurbeln helfen. Die Anzahl der Verkaufsstellen fährt Porsche im Land derzeit von 150 auf 100 zurück.

Seit die wohlhabenden Kunden in China wegen der Immobilienkrise und der allgemeinen Wirtschaftslage im Land weniger Geld für teure Autos ausgeben, versucht Porsche, produzierte Autos in andere Weltregionen umzuleiten. Der Handelskonflikt in den USA - ebenfalls ein wichtiger Markt für Porsche - kommt daher für das Unternehmen zur Unzeit.

Zur Unterstützung von Zulieferern muss Porsche ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Auch das hat laut Breckner mit China zu tun, wo vor allem Luxus-Elektroautos kaum eine Rolle spielen. Das war mit Zulieferern aber anders geplant, die nun vor Geschäftsausfällen in bedeutender Höhe stehen. Dies kostet Porsche dieses Jahr laut Breckner erneut einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag.


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