Einstieg der Reederei MSC bei der HHLA unter Dach und Fach
HAMBURG (awp international) - Rund 14 Monate nach Unterzeichnung eines ersten Vorvertrags ist der umstrittene Einstieg der weltgrössten Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA endgültig unter Dach und Fach. Als letzte Instanz habe auch die ukrainische Fusionskontrollbehörde grünes Licht gegeben, womit nun sämtliche Vollzugsbedingungen erfüllt seien, teilten die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der Senat mit. Die Zustimmung der ukrainischen Behörden war notwendig, weil die HHLA in Odessa ein Containerterminal betreibt. Zuvor hatten unter anderem bereits die Europäische Kommission und die Hamburgische Bürgerschaft dem Deal zugestimmt.
Hamburgs rot-grüner Senat möchte die Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) an Bord holen, um die HHLA und den Containerumschlag zu stabilisieren. Die Stadt soll dabei 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent an dem Unternehmen halten. Bislang gehörten der Stadt rund 70 Prozent, der Rest war in Streubesitz. Die HHLA kündigte an, das MSC-Tochterunternehmen Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE werde nun den Angebotspreis von 16,75 Euro je A-Aktie an jene HHLA-Aktionäre zahlen, die ihre Aktien im Rahmen des öffentlichen Übernahmeangebots angedient hatten.
MSC will Umschlag auf eine Million Standardcontainer fast verdoppeln
Im Gegenzug zur HHLA-Beteiligung will die weltgrösste Reederei mit Sitz in Genf ihr Ladungsaufkommen an den HHLA-Terminals vom kommenden Jahr an erhöhen und bis 2031 auf eine Million Standardcontainer (TEU) pro Jahr fast verdoppeln. Daneben will das Unternehmen der italienischen Reederfamilie Aponte in Hamburg eine neue Deutschlandzentrale bauen und zusammen mit der Stadt das HHLA-Eigenkapital um 450 Millionen Euro aufstocken.
Die HHLA gilt als das Herz des Hamburger Hafens. An ihren drei Containerterminals - Tollerort, Altenwerder und Burchardkai - wurden im vergangenen Jahr rund 5,9 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Das entspricht rund 77 Prozent des Hamburger Gesamtumschlags von etwa 7,7 Millionen TEU. Zudem ist die HHLA mit ihren knapp 6.800 Beschäftigten unter anderem engagiert bei Terminals in Odessa, im italienischen Triest sowie im estnischen Hafen Muuga.
HHLA erwirtschaftet im dritten Quartal 9,9 Millionen Euro Gewinn
Im dritten Quartal konnte die HHLA ihr Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach eigenen Angaben um 36,1 Prozent auf 34,4 Millionen Euro steigern. Der Gewinn lag unterm Strich bei 9,9 Millionen Euro. Ende Oktober hatte das Unternehmen die Prognose für das Geschäftsjahr 2024 erhöht. Der Konzern erwartet ein Ebit von 125 bis 145 Millionen Euro.
MSC-Chef Soren Toft sagte, er freue sich, dass die Transaktion nun unmittelbar vor einem erfolgreichen Abschluss stehe. "Gemeinsam mit der Stadt Hamburg als Mehrheitseigentümerin werden wir die HHLA und den Hamburger Hafen dabei unterstützen, wieder auf Wachstumskurs zu kommen." Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) versicherte erneut, dass die HHLA auch bei einem Einstieg von MSC weiterhin für alle Kunden des Hamburger Hafens verlässliche Dienstleistungen erbringen werde.
Finanzsenator mahnt: Deal respektieren
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) betonte: "Alles ist umfassend geprüft, diskutiert und abgewogen." Zentrale Verabredungen seien vertraglich fixiert worden, darunter die Mitbestimmung der Beschäftigten. Gleichzeitig mahnte er: "Im Interesse des Hamburger Hafens sollten wir alle gemeinsam die demokratisch getroffene Entscheidung respektieren und der Partnerschaft im Sinne von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen viel Erfolg wünschen."
Das Geschäft ist nämlich nach wie vor heftig umstritten. So sind etwa die Gewerkschaft Verdi und Hafenarbeiter strikt gegen den Deal. Aus Verdi-Sicht sind nicht nur Arbeitsplätze bei der HHLA in Gefahr, sondern auch bei weiteren Hafenunternehmen wie dem Gesamthafenbetrieb und den Lasch-Betrieben. Zudem erhalte MSC durch das Geschäft faktisch weitgehende Vetorechte. Auch Sachverständige hatten in Expertenanhörungen vor dem Deal gewarnt, sprachen unter anderem von einem "historischen Fehler".
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