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Volkswirtschaft   28.08.2025 11:35:12

Schweizer Banken profitieren von geopolitischen Spannungen

Zürich (awp) - Die von 230 Schweizer Banken verwalteten Vermögen haben 2024 ein Rekordniveau erreicht. Gemäss Fachleuten profitierten sie auch von ausländischen Kunden, die ihr Geld aus dem US-Raum wegen der Unsicherheiten in die Schweiz brachten.

Laut einer Mitteilung der Schweizerischen Bankiervereinigung vom Donnerstag stiegen die von den Schweizer Banken verwalteten Vermögen im vergangenen Jahr um 10,6 Prozent auf 9284 Milliarden Franken. Das Wachstum ging vor allem auf höhere Wertschriftenbestände zurück.

Insgesamt entfielen gemäss dem neusten Bankenbarometer 5059 Milliarden Franken auf inländische und 4225 Milliarden Franken auf ausländische Kundinnen und Kunden. Die Bestände aus dem Ausland lagen 10 Prozent über dem Vorjahreswert. Über die Hälfte der ausländischen Gelder stammten von Privaten.

___ Unsicherheiten im US-Markt

Die Zahlen bestätigten, dass die Schweiz als sicherer Hafen mit stabilen politischen Verhältnissen und Institutionen angesehen wird, sagte der Chefökonom der Bankiervereinigung, Martin Hess, an einer Medienkonferenz in Zürich. "Die Kunden wollen sicher sein, dass sie jederzeit Zugriff auf ihr Geld haben, sei es in einem Jahr oder aber auch in zehn Jahren."

In welchem Ausmass Kunden aus den USA Geld in die Schweizer transferierten, dazu machte der Bankenbarometer keine Angabe. Einzelne Institute hätten aber in der Umfrage den Sachverhalt angemerkt, sagte Hess der Nachrichtenagentur AWP im Gespräch.

Die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung dürfte den Schätzungen der Experten zufolge auch 2025 weiterwachsen. Sie gehen im Swiss Banking Outlook von einem Plus im Bereich von 2,5 bis 5,0 Prozent aus. Die Zuflüsse von Neugeldern würden insbesondere durch geopolitische Risiken und Unsicherheiten im US-Markt gefördert, hiess es im Ausblick.

Die Schweiz blieb nach Einschätzung von Boston Consulting auch im letzten Jahr insgesamt weltweit führend in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung von privaten Kunden. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis Asien mit Finanzzentren wie Hongkong und Singapur der Schweiz den Rang abläuft. Das jährliche Wirtschaftswachstum und damit auch jenes der Vermögen ist in der dortigen Region höher.

___ Branche unter Druck

Das Bankengeschäft in der Schweiz war 2024 insgesamt unter Druck, vor allem wegen des Rückgangs der Zinsmarge. Der aggregierte Geschäftserfolg der Schweizer Banken, der letztlich die Performance der Branche darstellt, fiel um 3,5 Prozent und damit erstmals seit 2020 wieder knapp unter die 70-Milliarden-Marke. Im laufenden Jahr dürfte diese Entwicklung weitergehen, wie die zum Ausblick von der Bankiervereinigung befragten Banken meinten.

Optimistisch sind die Banken dagegen beim Jobangebot in ihrer Branche - und zwar so positiv wie seit zehn Jahren nicht mehr. Knapp zwei Drittel rechneten in der Umfrage mit einem konstanten Beschäftigungsniveau. Ein Drittel rechnete gar mit einem Ausbau. Die Umfrage fand allerdings vor dem Zoll-Hammer von US-Präsident Donald Trump gegen die Schweiz statt.

Bereits 2024 nahm die Zahl der Beschäftigten leicht zu: Rund 159'500 Personen arbeiteten im Bankensektor, ein Plus von 1,1 Prozent gegenüber dem Jahr davor.

Trotz der CS-Übernahme habe es in der Branche keine "Schubumkehr" gegeben, sagte Bankiervereinigung-Ökonom Hess. Das Vermögensverwaltungs- und das Hypothekengeschäft laufe gut. Hier sei Personal gefragt. Und die Regulierung bringe den Banken ebenfalls Arbeit.

Im ersten Halbjahr 2025 gingen die Stellen in der Branche zwar um 1,7 Prozent zurück. Betroffen waren jedoch ausschliesslich Jobs von Schweizer Banken im Ausland.


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