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Volkswirtschaft   01.08.2025 12:44:08

Wirtschaftsverbände sorgen sich nach Zoll-Hammer um Zukunft

Zürich (awp) - Die Schweiz wird von der neuen US-Zollrunde hart getroffen. Wirtschaftsverbände und Ökonomen reagieren entsprechend alarmiert. Sie fürchten um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz.

Mit den in Aussicht gestellten 39 Prozent zählt die Schweiz zu den am stärksten betroffenen Nationen. Die meisten Länder werden dagegen mit einem Zollsatz von 15 Prozent belegt.

Wie der Chef-Ökonom der VP Bank, Thomas Gitzel, kommentiert, sind die USA für die Schweiz das wichtigste Exportland: "Rund 20 Prozent der eidgenössischen Ausfuhren - mit einem Warenwert von 57 Milliarden Schweizer Franken - gehen über den Atlantik."

Ein Lichtblick sei dabei, dass etwa die Hälfte dieser Exporte auf Pharmaprodukte entfalle, die bislang von Zöllen ausgenommen seien. "Leidtragende sind hingegen die Uhrenindustrie, der Maschinenbau und insbesondere die Lebensmittelbranche."

___ Zölle nicht nachvollziehbar

Der Schweizer Uhrenverband FH sieht denn auch durch die angekündigten Zölle die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen und die Schweizer Produkte im Markt in Gefahr. "Die angekündigten Zölle sind weder nachvollziehbar noch gerechtfertigt und stellen eindeutig eine Bedrohung für die gesamte Schweizer Wirtschaft dar", heisst es in einer Stellungnahme.

Ähnlich klingt es beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Auch er betrachtet die Zölle als eine "sehr ernsthafte Bedrohung für Schweizer Exportunternehmen".

Derweil warnt der Verband Swissmechanic vor den langfristigen Folgen für kleine und mittlere Unternehmen der Schweizer Industrie. Für ihn stellt der Entscheid der USA einen Bruch mit den Prinzipien des fairen Handelns dar, schrieb Swissmechanic in einer Stellungnahme am Freitag.

Der Verband der Schweizer Tech-Industrie (Swissmem) wiederum betont in seiner Stellungnahme am Freitag, dass mit die Zollankündigung der US-Regierung mehrere zehntausend Stellen in der Schweiz gefährde. Immerhin verdiene die Schweiz jeden zweiten Franken im Aussenhandel.

___ Pharmabranche auch im Visier

Während pharmazeutische Produkte vorerst von den Zöllen ausgenommen sind, setzt die US-Regierung die Branche dennoch unter Druck. Sie fordert nämlich deutliche Preissenkungen von den Pharmakonzernen ein, bekannt auch als "Most-Favoured-Nation"-Preisregelung (MFN). Wie der Branchenverband Interpharma kommentiert, setzt die US-Regierung die weltweite Versorgung mit innovativen Medikamenten aufs Spiel.

Mit diesem Ansatz fordert die Trump-Regierung, dass die Preise für Markenmedikamente in den USA an das Preisniveau der OECD-Länder angepasst werden. Wie der Investmentstratege Jurus Arthur von Oddo BHF kommentiert, sei die rechtliche Durchsetzbarkeit zwar unklar, das Risiko für kommerzielle Margen dagegen sehr real. Für Roche und Novartis stelle diese Regulierungswelle ein schwer kalkulierbares politisches Risiko dar, so der Finanzexperte. Seinen Berechnungen nach könnte Novartis bis zu 800 Millionen US-Dollar jährlich verlieren, bei Roche könnten die Verluste bis zu 1 Milliarde Franken betragen.

___ Swatch härter getroffen als Richemont

Mit Blick auf die beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch gehen Analysten unterdessen davon aus, dass Swatch deutlich stärker von den Zöllen betroffen sein dürfte, da der Konzern fast alle Produkte, die in den USA verkauft werden in der Schweiz herstelle.

Auch zu einigen Industrieunternehmen haben sich Analysten von Berenberg oder Oddo BHF erste Gedanken gemacht. So schreibt etwa der Berenberg-Analyst Patrick Laager über den Klimaspezialisten Belimo, dass "die direkten Auswirkungen vernachlässigbar sein werden, aber die indirekten Auswirkungen auf die globalen Handelsströme werden enorm sein." Dies gelte für die meisten Schweizer Unternehmen.


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