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Übernahmen, Akquisitionen, Fusionen, MBOs   09.09.2025 15:35:10

Spar Schweiz geht an neue Schweizer Investorengruppe

Gossau/Basel (awp) - Die unbekannte Schweizer Investorengruppe Tannenwaldholding hat die Detailhandelskette Spar Schweiz mit über 360 Standorten übernommen. Damit ist das Unternehmen nach mehr als neun Jahren unter südafrikanischer Kontrolle wieder in Schweizer Händen.

Der Verkaufspreis beträgt 46,5 Millionen Franken, wie die südafrikanische Ex-Muttergesellschaft am Dienstag mitteilte. Diese könnte Ende 2027 zusätzlich nochmals bis zu 30 Millionen Franken erhalten, wenn Spar Schweiz in den Jahren 2026 und 2027 genügend Gewinn erwirtschaftet. Einst hatten die Südafrikaner für Spar Schweiz gut 100 Millionen Franken auf den Tisch gelegt.

Der Verkauf sei nach langen Verhandlungen nun abgeschlossen worden, sagte der neue Verwaltungsratspräsident und Miteigentümer Peter Weber der Nachrichtenagentur AWP am Dienstag. "Wir sehen Spar als wichtigen Anbieter in der Grundversorgung in der Schweiz und als traditionsreiches Unternehmen mit beinahe 300-jähriger Geschichte."  

___ Kapitalmarkt-Experte und Uni-Dozent als starker Investor

Mit Weber mischt eine neue Gruppe den Schweizer Detailhandel auf. Der Kapitalmarkt-Experte Weber war bisher unter anderem Managing Partner beim Family Office Arpig und Dozent an der Universität Basel. Er besitzt laut Angaben eines Sprechers 60 Prozent an der Tannenwaldholding. Die restlichen 40 Prozent gehören Arpig und damit verbunden anderen Investoren.

Wer ausser Weber hinter der Investorengruppe steckt, bleibt vertraulich. Nur so viel: Es handle sich um ausschliesslich Schweizer Aktionäre mit starkem Netzwerk im Finanzbereich sowie aus dem Retail- und Nahrungsmittelbereich, die langfristig denken und sich klar zum Standort Schweiz und zur Marke Spar bekennen würden.

Im Verwaltungsrat sitzen neben Weber auch der Swiss-Verwaltungsratspräsident und frühere SIX- und Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni sowie der Jurist Daniel Häring. Als ständiger Beirat wirkt der Unternehmensberater Stefan Hromatka.  

Die neuen Eigentümer verstehen sich laut eigenen Aussagen nicht als kurzfristige Finanzinvestoren. Sie wollen Spar gezielt weiterentwickeln. "Das Modell mit lokal verankerten, mehrheitlich selbständigen Franchisepartnern gibt es so in der Schweiz kein zweites Mal. Darin liegt grosses Potenzial", sagte Weber.

___ Weniger eigene Läden - mehr Franchisepartner

Geplant sind vor allem organisches Wachstum und eine stärkere Förderung der Franchisenehmer. Auch eigene Filialen sollen mittelfristig zulegen, punktuelle Expansionen blieben möglich.   Zu einem Stellenabbau soll es nicht kommen, dennoch stehen Anpassungen bevor. Die Belegschaft von zuletzt 1600 Personen dürfte sich mittelfristig auf 1200 bis 1300 reduzieren, hiess es bei Spar. Die Jobs sollen nicht gestrichen, sondern stärker zu Franchisepartnern und Ladenbetreibern verlagert werden. Heute wird rund die Hälfte der Spar-Geschäfte von Franchisenehmern geführt. Künftig soll ihr Anteil steigen.  

Für die Kundschaft bleibt vorerst alles beim Alten: Die Formate Spar, Eurospar, Spar-Express, Spar-Mini, Maxi und die Gastro-Abholmärkte TopCC werden unverändert weitergeführt. "Das Tagesgeschäft läuft wie gewohnt weiter", sagte der langjährige Spar-Finanzchef Reto Suhner, der das Unternehmen per sofort interimistisch als CEO führt. Sein Vorgänger, der Südafrikaner Gary Alberts, trat mit dem Abschluss des Verkaufs ab.

___ "Lottosechser"

Suhner, seit über 20 Jahren im Unternehmen, begleitete die Verkaufsgespräche und sprach gegenüber AWP von einer "emotionalen Achterbahnfahrt". Den Zuschlag an die Schweizer Investoren bezeichnete er als "Lottosechser". Mit André Scherrer, seit 18 Jahren bei Spar, rückt zudem ein erfahrener Kadermann in die neu geschaffene Position des COO.

Spar Schweiz betreibt derzeit über 360 Standorte in der Schweiz und in Liechtenstein. Neben den Filialen gehören auch die Abholmärkte von TopCC dazu, die rund einen Drittel des Umsatzes von knapp 750 Millionen Franken ausmachen und das Unternehmen in diesem Segment hinter Coop und Migros auf Rang drei bringen.

Im Streit mit der Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) im Zusammenhang mit unzulässiger Absprachen über die Einkaufskooperation Markant einigte sich die frühere Spar-Besitzerin auf eine Busse von 11,5 Millionen Franken, wie sie bekannt gab. Der Konzern verzichtete auf einen Einspruch angesichts des geplanten Rückzugs aus der Schweiz und zur Stärkung der Bilanz. Die Summe wird aus Mitteln aus dem Verkauf beglichen.


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