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Neue Produkte und Dienstleistungen   01.08.2025 12:37:09

Trump setzt Novartis und anderen Pharmafirmen Frist zur Preissenkung

Washington/Basel (awp afp) - US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben 17 grosse Pharmaunternehmen - darunter der Schweizer Riese Novartis - in Briefen zu sofortigen Massnahmen zur Senkung der Arzneimittelpreise in den Vereinigten Staaten aufgefordert. Andernfalls drohten diesen Vergeltungsmassnahmen.

Trump setzte den Unternehmen in den an die Firmenchefs persönlich adressierten Briefen eine Frist von 60 Tagen. "Er hat 17 Briefe an die Pharmakonzerne unterzeichnet", sagte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt vor der Presse am Donnerstag in Washington und las exemplarisch das Schreiben an Eli-Lilly-Chef David Ricks vor.

Anschliessend veröffentlichte Trump auf seiner Plattform Truth Social sämtliche Briefe. Diese gingen neben Novartis unter anderem auch an Merck, Pfizer, Astrazeneca, Novo Nordisk und Sanofi.

"Wir prüfen das Schreiben derzeit", schrieb Novartis auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Auch von Roche hiess es, man sei dabei den Brief, den US-Präsident Trump in den sozialen Medien veröffentlicht habe, zu prüfen.

___ "Alle uns zur Verfügung stehenden Mittel"

"Wenn Sie sich weigern zu handeln, werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um amerikanische Familien vor überhöhten Arzneimittelpreisen zu schützen", hiess es in den weitgehend gleichlautenden Schreiben. Die Unternehmen hätten bis zum 29. September Zeit, "konkrete Verpflichtungen" vorzulegen.

Bereits am 12. Mai hatte Trump einen Plan angekündigt, um die US-Medikamentenpreise deutlich zu senken - und zwar auf das Niveau anderer grosser Volkswirtschaften. Dieses Wahlkampfversprechen war ihm im ersten Mandat nicht gelungen.

"Die Preise bestimmter verschreibungspflichtiger Medikamente und pharmazeutischer Produkte werden für Amerikaner fast sofort um 50 bis 80 oder 90 Prozent sinken", versprach Trump damals. Hauptinstrument dafür seien Verhandlungen mit den Pharmakonzernen, die sich in der Vergangenheit gegen Preissenkungen gewehrt hatten.

___ Pharmatitel geraten unter Druck

Die Medikamentenpreise in den USA gehören zu den höchsten weltweit - und liegen klar über den Preisen in Nachbarländern und Europa. Einer Studie der Rand Corporation zufolge zahlen Amerikaner im Schnitt 2,5-mal so viel für verschreibungspflichtige Arzneien wie etwa Europäer. Trump hatte angekündigt, diesen Abstand verringern zu wollen.

Nachdem in den USA bereits einige Aktien aus dem Pharmasektor am Donnerstag unter Druck geraten waren, geben zum Wochenschluss nun auch zahlreiche europäische Werte nach. Zu den grössten Verlierern gehören mit Abgaben von teilweise mehr als vier Prozent Werte wie Novo Nordisk, Astrazeneca, GSK oder Merck. Die beiden Schweizer Schwergewichte werden erst am Montag reagieren können, da die Börse zum Wochenschluss wegen des Nationalfeiertages geschlossen ist.

___ Branchenverband Interpharma besorgt

Analyst David Seigerman von BMO Capital Markets sprach von "schockierenden Schlagzeilen", äusserte aber Zweifel, ob sich die Forderungen einfach umsetzen liessen. Hier gebe es gesetzliche Hürden. Ähnlich fiel die Einschätzung von Richard Vosser von JPMorgan aus.

Derweil rechnet der Investment-Stratege Jurus Arthur von Oddo BHF vor, dass Novartis, die stark vom US-Markt abhängig seien, bis zu 800 Millionen US-Dollar jährlich verlieren könnten, Roche gar eine Milliarde Franken.

Nach Ansicht des Branchenverbandes Interpharma setzt die US-Regierung die weltweite Versorgung mit innovativen Medikamenten aufs Spiel. "Dadurch sind auch die forschenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz sowie die Versorgung in der Schweiz betroffen", heisst es in einer Stellungnahme des Verbandes.


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