Aktien Europa Schluss: Überwiegend schwach nach Israels Iran-Angriff
PARIS/LONDON/ZÜRICH (awp international) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag angesichts der Angriffe Israels auf Atomanlagen und Militärs im Iran schwach geschlossen. Experten sprachen von Sorgen vor einer Zuspitzung der Lage im Nahen und Mittleren Osten, da der Iran nicht nur ein grosses Ölförderland sei, sondern auch wichtige Transportwege kontrolliere. Entsprechend herrsche Verunsicherung, da eine weitere Eskalation auch für die Weltwirtschaft belastende Folgen habe, sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank in Frankfurt. Entsprechend sensibel reagieren nicht nur die Ölpreise, sondern auch die globalen Risikomärkte.
Der Leitindex der Euroregion, der EuroStoxx 50 , beendete den Handel 1,31 Prozent tiefer auf 5.290,47 Punkte. Ausserhalb des Euroraums verlor der Schweizer Leitindex SMI 1,44 Prozent auf 12.146,02 Punkte. Der Londoner FTSE 100 hielt sich mit minus 0,39 Prozent auf 8.850,63 Zähler etwas besser. Ihn stützten vor allem die Ölwerte.
Marktteilnehmer äusserten sich insgesamt besorgt. Die Einschätzungen zur Lage in Nahost fielen zugleich unterschiedlich aus. So warnte Anleiheexperte Mark Dowding von der Fondsgesellschaft RBC BlueBay Asset Management: "Die neue Situation hat das Potenzial zu eskalieren", er hält aktuell aber einen grösseren Krieg in der Region für unwahrscheinlich.
Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) schrieben, dass diese militärische Auseinandersetzung eine andere Qualität als bisherige Aktionen habe und "nicht so schnell abgeräumt sein dürfte, auch oder gerade weil die Schutzmächte USA und Russland bzw. China es bei Ermahnungen belassen".
Dagegen bezweifelte Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden der DZ Bank, dass die erneute Eskalation nachhaltige Auswirkungen an den weltweiten Finanzmärkten hinterlassen werde. "Einerseits dürfte die iranische Führung kaum an einer anhaltenden und umfänglichen militärischen Auseinandersetzung mit Israel interessiert sein. Andererseits haben sich Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren zunehmend an die Spannungen in der Region gewöhnt."
Das europäische Branchentableau spiegelte die aktuelle Situation wider: An der Spitze lagen die Ölwerte, die vom deutlichen Anstieg der Ölpreise profitierten, während Aktien aus der Reisebranche oder auch die konjunktursensiblen Autowerte unter Druck gerieten.
Shell und BP legten in London um 0,6 Prozent und 1,5 Prozent zu. Eni gewannen im EuroStoxx 1,0 Prozent. Unter den Fluggesellschaften sanken dagegen etwa Air France-KLM um 4,7 Prozent. Mit Blick auf die Papiere des Automobilsektors büssten Stellantis als Schlusslicht im EuroStoxx 3,4 Prozent ein, gefolgt von Ferrari mit minus 2,8 Prozent.
Im schwachen Gesamtmarkt konnten sich auch Novo Nordisk nicht im Plus halten. Die Aktie, die im Tagesverlauf zeitweise um mehr als 2 Prozent gestiegen war und damit wieder den höchsten Börsenwert in Europa erreicht hatte, gab letztlich um 0,6 Prozent nach.
Das dänische Pharmaunternehmen will seinen Wirkstoff Amycretin zur Regulierung von Übergewicht in die fortgeschrittenen Testphasen überleiten, nachdem die Zulassungsbehörden sich positiv geäussert hatten. Die Aktie hatte in den vergangenen Wochen bereits von einem Bericht der "Financial Times" profitiert, wonach der Hedgefonds Parvus Asset Management eine Beteiligung an Novo aufgebaut hat.
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