Aktien Europa: Weitere Verluste wegen Nahost-Krieg
PARIS/LONDON/ZÜRICH (awp international) - Für Europas wichtigste Aktienmärkte geht es am Donnerstag weiter bergab. Um die Mittagszeit notierte der EuroStoxx 50 0,64 Prozent tiefer bei 5.232,97 Punkten. Damit steuert der Eurozonen-Leitindex auf den dritten Verlusttag in Folge zu. Der Schweizer SMI sank zuletzt um 0,76 Prozent auf 11.868,50 Punkte, der britische FTSE 100 um 0,21 Prozent auf 8.824,47 Punkte.
Die Unsicherheit durch den anhaltenden Krieg zwischen Israel und dem Iran lastet an den Märkten weiter auf der Stimmung. Kaum Auswirkungen auf die Aktienkurse hatten geldpolitische Entscheidungen in Washington und Europa. Die New Yorker Handelsplätze fallen wegen eines US-Feiertags als Impulsgeber für die hiesigen Handelsplätze ohnehin aus.
Die US-Notenbank Fed liess am Mittwochabend wie erwartet den Leitzins unverändert. Sie trotzte damit erneut dem Drängen von Präsident Donald Trump auf eine deutliche Senkung. Zudem halten Amerikas Währungshüter wegen Trumps Zollpolitik eine steigende Inflation sowie eine Wachstumsabschwächung für wahrscheinlich. Sie signalisieren indes weiterhin zwei Zinssenkungen bis zum Jahresende.
Auch die Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank war für die Märkte keine Überraschung - im Gegensatz zur Senkung der norwegischen Notenbank, die zudem weitere Schritte in Aussicht stellte und damit dem heimischen Aktienindex OBX ein wenig Auftrieb gab. Sie hatte im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank ihre Zinsen zuletzt nicht gesenkt. Die stark von der Öl- und Gasförderung geprägte norwegische Wirtschaft entwickelt sich sehr robust. Nun warten die Anleger noch auf den in Kürze anstehenden Zinsentscheid der Bank of England.
Im europäischen Branchentableau belegte der Subindex der Reise- und Freizeitunternehmen mit einem weiteren Kursrückgang einen der hinteren Plätze. Fluggesellschaften, Kreuzfahrt-Reedereien und Hotelbetreiber sind von den Folgen des neuen Nahost-Kriegs für den Tourismus besonders stark betroffen.
Die Aktien von Hays büssten in London zuletzt noch 12,5 Prozent ein - zeitweise rutschten sie auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten ab. Die Personalberatung enttäuschte mit ihrem Ausblick. Im Sog von Hays ging es für die Titel des Schweizer Konkurrenten Adecco um 3,6 Prozent bergab.
Dagegen führten die Aktien der europäischen Öl- und Gasunternehmen im Kielwasser der steigenden Ölpreise die kurze Gewinnerliste an. Ungeachtet zwischenzeitlicher Schwankungen haben die Ölpreise seit Beginn des israelisch-iranischen Kriegs in der vergangenen Woche unter dem Strich deutlich zugelegt.
Vergleichsweise gut hielten sich auch die als defensiv geltenden Titel von Telekommunikationsfirmen , Versorgern sowie Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich , die weniger abhängig von der Konjunkturentwicklung sind.
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