Aktien Europa Schluss: Gewinne - Aussicht auf US-Zinssenkung treibt an
PARIS/LONDON/ZÜRICH (awp international) - Signale für eine anstehende Leitzinssenkung in den USA haben am Freitag den Börsen der Euroregion frischen Schwung gegeben. Der wichtigste britische Index, der FTSE 100 , hatte bereits in den ersten Stunden nach dem Handelsstart seinen Rekordlauf fortgesetzt. Die Rede von Fed-Chef Jerome Powell während der Notenbankenkonferenz sei stärker als von ihm erwartet in Richtung einer geldpolitischen Lockerung im September gegangen, kommentierte US-Chefökonom der Deutschen Bank.
Der EuroStoxx 50 baute seine frühen Gewinne am Nachmittag weiter aus und schloss 0,48 Prozent höher auf 5.488,23 Punkte. Damit beendete der Eurozonen-Leitindex die Woche mit einem Plus von 0,7 Prozent und kommt seinem Rekordhoch von 5.568 Punkten wieder zunehmend näher.
Ausserhalb der Euroregion ging es für den Schweizer SMI um 0,19 Prozent auf 12.264,85 Punkte nach oben, womit er letztlich kaum auf Powells Rede reagierte. Der FTSE 100 ("Footsie") stieg am Nachmittag bis auf 9.357,51 Punkte und erreichte so eine neue Bestmarke. Aus dem Handel ging er aber nur mit einem kleinen Aufschlag von 0,13 Prozent auf 9.321,40 Punkte. Im Wochenverlauf bedeutet das aber dennoch ein Plus von 2,0 Prozent.
Powell öffnete in seiner Rede in Jackson Hole die Tür für eine Leitzinssenkung im September, indem er sagte: "Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, vorsichtig vorzugehen, während wir eine Änderung unserer Geldpolitik in Erwägung ziehen." Veränderte Risiken könnten eine Anpassung der Geldpolitik erfordern, die derzeit restriktiv, also dämpfend auf die Konjunktur, wirke.
Die Märkte haben die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinssenkung auf der kommenden Sitzung der Fed sowie eine weitere vor dem Jahresende bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eingepreist. Gerechnet wird mit zwei kleinen Schritte von jeweils 0,25 Prozentpunkten. Allerdings hatten sich diese Erwartungen zuletzt nach einigen Konjunkturdaten wieder etwas abgekühlt.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 wurde an diesem Tag die Rohstoffbranche favorisiert, gefolgt von der Autobranche und der Reise- und Freizeitbranche. Der Versicherungssektor gab unterdessen am deutlichsten nach.
Unter den Einzelwerten gingen die Blicke der Anleger vor allem in Richtung Akzo Nobel und Air Liquide . Die Aktien von Akzo Nobel profitierten vom Einstieg der Investmentgesellschaft Cevian Capital, die sich rund drei Prozent an dem Spezialchemiekonzern gesichert hat. Sie gewannen 6,8 Prozent.
Die Papiere von Air Liquide zeigten sich dagegen mit minus 0,1 Prozent kaum verändert. Der Industriegasekonzern und Anlagenbauer kündigte den Kauf des südkoreanischen Branchenkollegen DIG Airgas für 2,85 Milliarden Euro an. Der Kaufpreis beinhalte eine hohe Bewertung, die angesichts der wachstumsstarken südkoreanischen Industriegasebranche aber gerechtfertigt erscheine, kommentierte James Hooper vom US-Analysehaus Bernstein Research die Transaktion. Eine Beeinträchtigung der Finanzierung des künftigen Wachstums und der Kapitalerträge sieht er durch die Transaktion nicht.
In der Schweiz gewannen die Anteilsscheine von Amrize 3,2 Prozent. Das auf Baustoffe in Nordamerika spezialisierte Unternehmens gilt als Profiteur von Zinssenkungen in den USA. Alcon erholten sich dicht dahinter mit plus 3,0 Prozent. Nach dem Halbjahresbericht war die Aktie am Mittwoch und Donnerstag allerdings um insgesamt fast 12 Prozent abgesackt. Das auf Augenheilkunde spezialisierte Pharmaunternehmen hatte am Dienstagabend erneut seine Prognose für das Gesamtjahr gesenkt.
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