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Unternehmensergebnis   22.07.2025 15:08:42

Sartorius weiter erholt - Auftragsunsicherheit belastet aber Aktie

GÖTTINGEN (awp international) - Der neue Chef des Labor- und Pharmazulieferers Sartorius sieht den Konzern nach dem zweiten Quartal auf Kurs. "Es geht weiter bergauf", sagte Michael Grosse am Dienstag laut Mitteilung in Göttingen. Er sehe Sartorius auf gutem Weg, trotz der schwierigen globalen Rahmenbedingungen die Jahresziele zu erreichen. Der Manager steht seit Anfang des Monats an der Spitze des Dax -Konzerns. An der Börse sorgte allerdings die Auftragsunsicherheit für Unzufriedenheit.

So hätten sich die Signale für die Auftragsentwicklung im Bereich Bioprocess Solutions in den Monaten April bis Juni gegenüber dem ersten Quartal wohl etwas abgeschwächt, merkte etwa Richard Vosser von der Bank JPMorgan an. Er rechnet daher trotz der grundsätzlich soliden Ergebnisse im zweiten Quartal nicht mit steigenden Markterwartungen.

Die Sartorius-Aktie startete den Handelstag zwar leicht im Plus, drehte aber schnell ins Minus und fiel auf den tiefsten Stand seit April. Der Abschlag vergrösserte sich im Handelsverlauf und am Nachmittag über 11 Prozent auf knapp 179 Euro.

Seit ihrem Höhenflug in der Corona-Pandemie hat die Aktie an der Börse einen schweren Stand: Ausgehend von dem Rekordhoch bei fast 632 Euro Ende November 2021 sackte der Kurs der Aktie um 70 Prozent nach unten. Mit dem aktuellen Kursniveau kostet die Aktie wieder so viel wie vor der Corona-Pandemie.

Im ersten Halbjahr steigerte Sartorius den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wechselkursbereinigt um rund sechs Prozent auf 1,77 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg fast doppelt so stark auf 527 Millionen Euro. Die entsprechende operative Marge verbesserte sich um 1,7 Prozentpunkte auf 29,8 Prozent. Die Ergebnisse fielen im Rahmen der Markterwartungen aus. Auf die Sartorius-Aktionäre entfiel per Ende Juni ein Gewinn von 81 Millionen Euro, nach rund 61 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Sartorius gelang es in den ersten sechs Monaten unter anderem, teurere Produkte zu verkaufen. Dabei lief es wie erwartet in der Biotechnologie-Sparte Bioprocess Solutions rund. Das galt insbesondere beim margenstarken Geschäft mit Verbrauchsmaterialien. Die Nachfrage nach Equipment und Anlagen blieb Sartorius zufolge hingegen gedämpft, weil sich Kunden mit Investitionen zurückhielten.

Im Biotechnologie-Geschäft deckt Sartorius alle Schritte bei der Herstellung eines biopharmazeutischen Produkts wie Zellkultivierung, Aufreinigung und Filtration ab. Damit geht es momentan wieder aufwärts, nachdem Corona zunächst für einen Boom gesorgt hatte, dem ein Nachfrage-Einbruch folgte. Das Geschäft macht rund drei Viertel des Konzernumsatzes aus.

Die deutlich kleinere Laborsparte hinkt beim Wachstum hingegen schon länger hinterher. Auch in diesem Geschäftsbereich bekommt Sartorius die geringere Ausgabefreudigkeit der Kunden etwa bei Geräten zu spüren. Wenngleich auch hier Verbrauchsmaterialien zuletzt gefragt waren, gingen Umsatz und operativer Gewinn im ersten Halbjahr nun sogar zurück.

Für das Gesamtjahr streben die Göttinger konzernweit weiterhin ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 6 Prozent an, ausgehend von den im vergangenen Jahr erreichten knapp 3,4 Milliarden Euro. Die operative Marge soll sich von 28 auf 29 bis 30 Prozent verbessern.

Während die Biotechnologie-Sparte sich gemäss dem Ausblick entwickelt, liegt die Laborsparte bislang nicht im Plan. Vorstandschef Grosse zeigte sich in einer Telefonkonferenz mit Journalisten aber zuversichtlich: Das Labor-Geschäft habe traditionell ein starkes viertes Quartal und dieses sei mit Blick auf die Auftragsbücher auch 2025 zu erwarten, sagte er.

Der Manager steht seit Anfang des Monats an der Spitze des Konzerns und beerbt Joachim Kreuzburg, der das Unternehmen seit 2003 führte. Kreuzburg hatte Sartorius durch zahlreiche Übernahmen zu einem Weltkonzern ausgebaut und war mit über 20 Jahren Amtszeit auch dienstältester Vorstandschef im Dax.

Grosse will sich in den kommenden Wochen und Monaten nun die Konzernstruktur und mittelfristige Strategie genauer ansehen und darauf basierend entscheiden, ob es Änderungen bedarf. Die bestehende Strategie sei stark, sagte er. Resilienz und Kosteneffizienz sei aber mindestens genauso wichtig, wie Innovation.

Sartorius hat ein gut 100 Millionen Euro schweres Sparprogramm hinter sich, das 2024 abgeschlossen wurde: Interne Strukturen und Abläufe wurden gestrafft und Stellen abgebaut. Inzwischen wächst die Belegschaft wieder leicht.


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