Royal Mail legt Jahresergebnis nicht wie geplant vor
LONDON (awp international) - Entgegen ihrer Ankündigung hat die Royal Mail zunächst kein Jahresergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. An dem britischen Traditionsunternehmen ist der tschechische Unternehmer Daniel Kretinsky interessiert, der kürzlich sein Übernahmeangebot erhöht hatte. Für das erste Halbjahr (24. September) meldete der Postdienstleister einen Verlust von 319 Millionen Pfund (370 Mio Franken).
Der Mutterkonzern International Distributions Services (IDS) sollte eigentlich am Donnerstagmorgen um 8.00 Uhr (MESZ) die Zahlen für das Finanzjahr 2023/24 (5. April) veröffentlichen. Wie die Wirtschaftszeitung "City A.M." berichtete, hatte die Royal-Mail-Pressestelle am Morgen per Mail über eine Verzögerung bei der Vorlage berichtet und eine baldige Veröffentlichung angekündigt. Bis 11.30 Uhr (MESZ) lag aber noch keine Mitteilung vor, das Unternehmen reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage.
IDS hatte vor gut einer Woche mitgeteilt, der Konzern werde den Aktionären das Angebot von Kretinskys EP Group empfehlen. EP habe nun bis zum Nachmittag des 29. Mai Zeit, ein bindendes Angebot abzugeben. Der Unternehmer, dessen Holding in Deutschland mit 20 Prozent an der Stahlsparte von Thyssenkrupp beteiligt werden soll, hält bereits 27 Prozent an IDS. In Grossbritannien mischt Kretinsky auch beim Premier-League-Club West Ham United und bei der Supermarktkette Sainsbury's mit.
Die Royal Mail ist finanziell schwer angeschlagen, auch weil das Briefvolumen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist. Eine Bitte, die Zustellung an Samstagen zu streichen, hatte die britische Regierung abgelehnt. Zuletzt forderte das Unternehmen, Standardbriefe des Normaltarifs nur noch an jedem zweiten Wochentag und nicht mehr an Samstagen austragen zu müssen. Massensendungen sollen zudem innerhalb von drei statt bisher zwei Werktagen zugestellt werden.
Chef von IDS ist seit Sommer 2023 der Deutsche Martin Seidenberg. Der frühere Manager der Deutschen Post DHL war vor seinem Wechsel Vorsitzender des Logistikunternehmens GLS Germany, das ebenfalls zu IDS gehört.
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