Sunrise im Sommerquartal von Abwanderung von UPC-Kunden gebremst
Zürich (awp) - Die Abwanderung von ehemaligen UPC-Kunden hat Sunrise im Sommerquartal getroffen. Von Juli bis September verlor der zweitgrösste Telekomkonzern 7000 Internetabonnenten. Das war der erste Rückgang seit über einem Jahr.
Sunrise sei von zwei Faktoren getroffen worden, sagte Sunrise-Chef André Krause am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Einerseits würden im Sommerquartal traditionellerweise nicht sehr viele Kunden Internetanschlüsse kaufen. Zudem habe sich die mittlerweile abgeschlossene Umstellung der verbleibenden UPC-Kunden auf Sunrise-Abos noch negativ ausgewirkt. Da habe man etwas mehr Kunden verloren als erwartet.
Am Schluss einer Umstellung kämen immer die komplexeren Fälle. "Und die haben leider häufiger als erwartet dazu geführt, dass der eine oder andere Kunde gesagt hat: Nein danke, das ist mir zu umständlich, das mache ich jetzt nicht", sagte Krause. Die Umstellung sei mittlerweile abgeschlossen. Insgesamt hat Sunrise noch 1,29 Millionen Internetkunden.
So sank der Umsatz im dritten Quartal um um 1,1 Prozent auf 740,9 Millionen Franken. Im Gegensatz zum Internetgeschäft blieb der Umsatz im Mobilfunk stabil. Hier hätten sich einerseits Preiserhöhungen im Frühling positiv ausgewirkt, hiess es. Andererseits seien die Roamingeinnahmen geschrumpft, weil die neuen Abos mehr Guthaben für die Nutzung des Handys im Ausland enthielten.
Weniger Schub im Mobilfunk
Zudem schwächelt der Zustrom von Neukunden. Von Juli bis September hat Sunrise lediglich noch 20'000 Neukunden für Mobilfunkabos gewonnen. Das ist nicht einmal halb so viel wie im gleichen Vorjahresquartal (+48'000 Kunden).
Sunrise habe in diesem Jahr die kommerzielle Strategie angepasst. In der Hauptmarke Sunrise sei man weniger aggressiv bei den Preisen und mache weniger Sonderangebote. "Und das bringt mit sich, dass wir dort tendenziell weniger Neukunden sehen", sagte Krause. Bei der Zweitmarke Yallo gebe es dagegen ein relativ kontinuierliches Wachstum.
Zudem sei Sunrise im Discoutsegment bisher nur am Rande präsent gewesen. Das solle sich mit der neuen Marke CHmobile ändern, die vor einer Woche gestartet wurde.
Kosten deutlich gesenkt
Den Umsatzknick konnte Sunrise mit Kostensenkungen mehr als kompensieren. So stieg der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen nach Zahlung der Leasingkosten (EBITDAaL) um 2,4 Prozent auf 270,1 Millionen Franken. Hier halfen tiefere Kosten nach der Abschaltung des UPC-Mobilfunkkernnetzes sowie tiefere Projektkosten bei Firmenkunden. Zudem seien Personal- und Marketingkosten geringer, hiess es.
Auch das Ergebnis unter dem Strich fiel deutlich besser aus. Sunrise wies im Sommerquartal noch einen Nettoverlust von 4,4 Millionen Franken aus. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern noch ein Defizit von 18,3 Millionen Franken hinnehmen müssen.
Man habe von der Abwertung des Dollars gegenüber dem Franken bei den Derivaten profitiert, erklärte Finanzchef Jany Fruytier vor Analysten. Zudem seien die Zinszahlungen tiefer, weil Sunrise nach der Abspaltung von Liberty Global nun einen geringeren Schuldenberg hat.
Festhalten an Finanzzielen
Nervös wird Konzernchef Krause durch den Taucher bei den Internetkunden nicht. Das sei ein Ausreisser gewesen. Im Schlussquartal will Sunrise wieder mehr Kunden anlocken. Auf der anderen Seite würden auch die Marketingausgaben wieder steigen.
An den Zielen fürs Gesamtjahr hielt Sunrise fest. So soll der Umsatz "weitgehend stabil" bleiben, werde aber "am unteren Ende der Bandbreite" erwartet. Der Betriebsgewinn EBITDAaL soll stabil bleiben oder ein niedriges einstelliges Wachstum erreichen. Im Vorjahr lag der Umsatz bei 3,0 Milliarden, der EBITDAaL bei 1,0 Milliarden Franken.
Der bereinigte Free Cash Flow wird auf 370 bis 390 Millionen Franken geschätzt. Zudem strebt Sunrise eine Dividende von 3,42 Franken je Klasse-A-Aktie an. Dies wäre ein Plus von 2,7 Prozent.
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