News story
Markt und Börse   03.12.2025 15:25:15

SoftwareOne-Kaderleute unter Verdacht auf Insiderhandel - Razzia in 3 Ländern

Bern (awp/sda) - Wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit den Papieren von SoftwareOne haben die Justizbehörden am Dienstag Razzien in der Schweiz, Deutschland und Grossbritannien durchgeführt. Konkret laufen die Ermittlungen gegen fünf ehemalige oder aktuelle Führungspersonen.

Die Personen würden verdächtigt, vertrauliche und kursrelevante Informationen des an der Schweizer Börse SIX kotierten IT-Unternehmens ausgenutzt zu haben, teilten die Bundesanwaltschaft (BA) und die EU-Agentur für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (Eurojust) am Mittwoch mit. Die Tatverdächtigen sollen im Jahr 2024 grosse Aktienpakete auf Grundlage vertraulicher Informationen verkauft haben, bevor SoftwareOne zwei vorbörsliche Pressemitteilungen veröffentlichte.

Diese Veröffentlichungen hätten sich negativ auf den Aktienkurs ausgewirkt. Durch ihre vorzeitigen Verkäufe hätten die fünf Verdächtigen möglicherweise finanzielle Verluste von bis zu 2,49 Millionen Franken vermieden, schrieb die BA.

Die Hausdurchsuchungen in den drei Ländern seien gleichzeitig in den Privatwohnungen der Beschuldigten sowie an Standorten von SoftwareOne durchgeführt worden.

Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP bestätigte SoftwareOne Durchsuchungen in den Büros in Leipzig und Stans. "Diese Massnahmen stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen fünf derzeitige oder ehemalige nicht-geschäftsführende Mitarbeiter wegen möglicher Verstösse gegen Insider-Vorschriften", sagte eine Unternehmenssprecherin.

___ Kurssturz nach Ankündigung von Chefwechsel

Bei einer der genannten Mitteilungen handelt es sich höchstwahrscheinlich um die plötzliche Ankündigung des CEO-Wechsels verbunden mit einer Gewinnwarnung Ende Oktober 2024. In der Folge brach der Aktienkurs innert weniger Stunden um fast 40 Prozent ein.

Ebenfalls einen grösseren Kurstaucher gab es Mitte Januar 2024. Damals hatte SoftwareOne das Übernahmeangebot der amerikanischen Private Equity-Gesellschaft Bain Capital abgelehnt und erklärt, ein eigenständiges und börsenkotiertes Unternehmen bleiben zu wollen. Dies schickte die Aktie um über 8 Prozent in die Tiefe.

___ SoftwareOne nicht beschuldigt

SoftwareOne werde jedoch kein Fehlverhalten vorgeworfen, betonte die Firmensprecherin weiter. Zudem kooperiere das Unternehmen uneingeschränkt mit den Behörden.

An der Schweizer Börse knickte die Aktie nach der Bekanntgabe der Razzia vorübergehend ein. Bis gegen 14.40 Uhr notierte das Papier um 1,1 Prozent im Minus auf 8,965 Franken. Derweil stand der Gesamtmarkt SPI um 0,2 Prozent tiefer.

___ Standorte in drei Ländern

Gegen die fünf Verdächtigen seien Strafverfahren eingeleitet worden, erklärte die Bundesanwaltschaft. Sie habe entsprechende Rechtshilfeersuche gestellt und Eurojust habe die Interventionen koordiniert.

Weil sich die Arbeits- und Wohnorte der fünf Beschuldigten in der Schweiz, Deutschland und Grossbritannien befinden, hätten die Justizbehörden der drei Länder ihre Informationen ausgetauscht und dann am Dienstag zugeschlagen. Bei den Durchsuchungen in den private Residenzen und Firmenbüros habe man wichtige Informationen sichergestellt.

In der Schweiz seien die Durchsuchungen vom Bundesamt für Polizei (Fedpol) durchgeführt worden, in Deutschland von den Kriminalpolizeien Leipzig und München und in Grossbritannien von der Sussex Police. Die Untersuchungen würden fortgeführt.


Zum gleichen Thema

Betroffene Instrumente