News story
Unternehmensergebnis   21.08.2024 12:32:10

Feintool-CEO: "Elektromobilität in Europa ist in einem schwierigen Fahrwasser"

Lyss (awp) - Die Feintool-Gruppe sieht sich mit einer anhaltenden Flaute in der europäischen Automobilindustrie konfrontiert. Vor allem der Verkauf von Elektrofahrzeugen verläuft nach wie vor schleppend. Wann sich das ändert, bleibt schwierig abzuschätzen.

"Die Schwäche in Europa im ersten Halbjahr hatten wir in diesem Ausmass nicht antizipiert", sagte Feintool-Chef Torsten Greiner am Mittwoch an einer Medienkonferenz zu den Halbjahreszahlen. Die Automobilhersteller in Europa seien nach wie vor verunsichert und würden Programme verschieben, streichen oder reduzieren. Dies habe unter anderem zum Umsatzrückgang von 13 Prozent auf 390 Millionen Franken geführt. Die Unsicherheit dürfte auch in den kommenden Monaten anhalten.

Elektromobilität in Europa harzt

Vor allem der Bereich Elektromobilität sei in Europa "in einem schwierigen Fahrwasser" und die Umstellung weg vom Verbrennermotor verlaufe nur schleppend, so der Firmenchef. Die verschiedenen Märkte und das Verhalten der Kunden seien dabei sehr heterogen und zudem stark von politischen Entscheidungen beeinflusst. Demgegenüber werde etwa in China die Umstellung entschlossen vorangetrieben.

Dies zeigt sich auch am Umsatzmix von Feintool: So ist der Verbrenner-abhängige Anteil am Umsatz im ersten Halbjahr wieder auf 52 Prozent angestiegen. Im Vorjahr hatte dieser noch bei 46 Prozent gelegen. Im Frühjahr 2024 hatte das Management noch verkündet, innert drei Jahren nur noch gut einen Drittel des Umsatzes in diesem Bereich erzielen zu wollen.

Feintool komme aber zu Gute, dass mittlerweile viele Teile unabhängig von der Art des Antriebs produziert würden. "Gerade in den Bereichen Sicherheit und Sitzverstellung haben wir etwa in Asien schöne Aufträge gewinnen können", so Griener. In den USA seien derweil Hybridmotoren hoch im Kurs, was dem Produktsortiment von Feintool ebenfalls entgegenkomme.

Fokus auf Kosten

In einem solchen Umfeld liegt ein wichtiger Fokus auf den Kosten. Alle Ausgaben würden hinterfragt und es seien insgesamt 12 Initiativen ergriffen worden, um den Umsatzrückgang auf Ergebnisebene abzumildern, erklärte Greiner. Darunter fällt neben Kurzarbeit in Deutschland auch die geplante Verlagerung der Grossserienproduktion von Lyss nach Tschechien, die bereits im Mai angekündigt worden war.

In Innovation und in Bereiche, in denen es gut läuft, soll aber auch weiterhin investiert werden. So wurden etwa die Bauarbeiten für ein Werk in Indien aufgenommen, aus welchem der lokale Markt beliefert werden soll. Die Produktion soll dort in der zweiten Jahreshälfte aufgenommen werden.

Dank den Massnahmen auf der Kostenseite und dem "zukunftsfähigen Produktportfolio" soll es Feintool gelingen, bis 2026 die EBIT-Marge auf über 6 Prozent zu steigern, bestätigte der Feintool-CEO frühere Angaben. Im ersten Halbjahr 2024 lag der EBIT mit 0,2 Millionen Franken nur knapp oberhalb der Gewinnschwelle. Auch das Erreichen der Umsatzmilliarde bleibe weiterhin ein "mittelfristiges Ziel".


Zum gleichen Thema

Betroffene Instrumente