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Volkswirtschaft   03.12.2024 11:22:12

Inflation im November leicht gestiegen

Neuenburg (awp) - Die Jahresteuerung in der Schweiz hat im November zwar leicht angezogen. Sie liegt aber weiterhin im unteren Bereich des Zielbandes der Nationalbank (SNB) von 0 bis 2 Prozent und lässt entsprechend weitere Leitzinssenkungen erwarten.

Konkret stieg die Inflation im November auf 0,7 Prozent von 0,6 Prozent im Oktober, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren im November 2024 durchschnittlich um 0,7 Prozent teurer als im November 2023.

Der Anstieg ist der erste seit April. Er erfolgte, obwohl die Preise im Vergleich zum Vormonat Oktober - vor allem wegen tieferer Preise für Auslandreisen und Hotelübernachtungen - leicht gesunken sind (-0,1%). Erklärt wird dies mit dem sogenannten Basiseffekt. Im entsprechenden Vorjahresmonat waren die Preise nämlich um 0,2 Prozent gesunken, so dass sich für die Jahresrate in diesem November ein leichter Anstieg ergibt.

Ein grosser Teil der aktuellen Inflation geht auf die Wohnungsmieten zurück. Diese sind im November gegenüber der letzten Erhebung nämlich um 0,5 Prozent teurer geworden und kosten aktuell 3,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Werden die Mieten aus dem Index herausgenommen, bleibt somit lediglich noch eine Jahresteuerung von 0,1 Prozent.

___ Inflation weiter sehr tief

Die Inflation ist ohnehin trotz des leichten Anstiegs weiterhin sehr tief - im Oktober war sie auf den tiefsten Stand seit Juni 2021 gesunken. Der Trend ist zudem weiterhin abwärtsgerichtet sein, so dass die SNB mittelfristig gar wieder in eine unkomfortable Situation mit deflationären Tendenzen geraten könnte.

Die Wohnungsmieten jedenfalls, die wie erwähnt derzeit noch den grössten Teil der Inflation ausmachen, werden wohl bald wieder sinken. Der hypothekarische Referenzzinssatz wurde Anfang Woche zwar noch bei 1,75 Prozent bestätigt, dürfte aber bei der nächsten Berechnung Anfang März sinken. Auch bei der Elektrizität sind Preisabschläge bereits angekündigt.

"Die Phase von tiefer Inflation dürfte sich 2025 fortsetzen", meint denn auch UBS-Ökonomen Alessandro Bee. Etwas Gegendruck komme höchstens von der Lohnentwicklung. Die Lohnumfrage der Grossbank zeige für 2025 Lohnerhöhungen von 1,4 Prozent - dies sollte zumindest dafür sorgen, dass die Inflation nicht zu stark fällt und bereits wieder Deflationserwartungen Auftrieb erhalten würden, hofft der Experte.

Swiss-Life-Chefökonom Marc Brütsch geht gerade noch von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 0,2 Prozent im kommenden Jahr aus, wobei über die Sommermonate gar negative Inflationsraten möglich seien.

___ Schon bald wieder Negativzinsen?

Ziemlich klar scheint damit jedenfalls, dass es bereits nächste Woche anlässlich der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB zu einer weiteren Zinssenkung kommen wird - zumal auch die SNB selber bereits im September weitere Senkungen in Aussicht gestellt hatte.

Die Frage ist höchstens, ob es eine Senkung im üblichen Rahmen von 25 Basispunkten auf 0,75 Prozent geben wird oder ob sogar eine Senkung um 50 Basispunkte zu erwarten ist. Die meisten Analysten gehen von einer kleinen Senkung aus, nicht aber Karsten Junius von J. Safra Sarasin. Er geht von 50 Basispunkten auf 0,5 Prozent aus und erwartet die Leitzinsen bis im Sommer sogar bei 0 Prozent.

Für ihn liegen die Risiken für die Preisstabilität klar auf der unteren Seite. Die Kapazitätsauslastung der Wirtschaft liege unter dem Potenzial, und das schwache Wachstum im Euroraum belaste die Aussichten für den Exportsektor. Eine expansive Geldpolitik erscheint daher angemessen, und die SNB sollte mit deren Umsetzung nicht länger zuwarten, argumentiert er. 

Langsam werden sogar Negativzinsen wieder ein Thema. "Nach Juni schliessen wir Negativzinsen nicht aus, auch wenn wir die Hürde dafür als hoch anschauen", meinte etwa Junius. Selbst SNB-Chef Martin Schlegel wollte dies jüngst nicht ausschliessen. Ein Leitzins unter der Nullmarke dürfte allerdings zunächst als verbale Intervention verstanden werden, glaubt hingegen VP-Chefökonom Thomas Gitzel.


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