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Volkswirtschaft   09.01.2025 13:07:11

Schweizer Banken bekommen sinkende Zinsen zu spüren

Zürich (awp) - Die rückläufigen Zinsen dämpfen die Gewinnerwartungen der Schweizer Banken. Sie stellen sich nun auf wieder schrumpfende Margen im Zinsengeschäft ein, wie das Beratungsunternehmen EY in seinem neuen "Bankenbarometer" schreibt.

Die Schweizer Banken könnten auch 2024 auf ein insgesamt erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken, sie hätten nun aber wohl ein herausforderndes Jahr vor sich, sagte EY-Partner Thomas Schwaller bei der Präsentation der jährlich durchgeführten Studie. Der "Zinsboom", von dem die Finanzinstitute noch 2023 stark profitierten, habe mit den Leitzinssenkungen der SNB des vergangenen Jahres ein jähes Ende genommen, heisst es in der Studie.

___ 40 Prozent erwarten Gewinnrückgang

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 dürften 39 Prozent der Institute sinkende Gewinne vermelden, heisst es im Bankenbarometer, für welches das Beratungsunternehmen insgesamt 100 Banken befragte. Auch mittelfristig erwarten 40 Prozent der befragten Banken nun einen Rückgang ihrer Ergebnisse.

Besonders negativ gestimmt seien dabei die Regional- und Kantonalbanken, während sich Privatbanken und Auslandsbanken etwas zuversichtlicher zeigten. Angesichts der Rekordresultate im Jahr 2023 sei das allerdings noch nicht besorgniserregend, sagte Studienmitverfasser Fredrik Berglund.

Für die lange Frist bleiben die Institute in ihrer grossen Mehrheit zudem weiterhin zuversichtlich: In der Umfrage erwarteten noch 85 Prozent der Schweizer Banken auf eine Sicht von mehr als drei Jahren eine Verbesserung ihrer Geschäfte.

___ "Träge Kundschaft"

Vor allem 2023 verbesserten die Banken ihre Margen noch klar dank dem gestiegenen Zinsniveau für ihre Ausleihungen und dank teilweise "trägen Kunden", die nicht zu besser verzinsten Produkten wechselten, wie die EY-Experten schreiben. Nach zwei Jahren steigender Zinsmargen dürften diese nun aber wieder sinken: Davon gehen auch rund drei Viertel (74%) der Banken aus.

Einen drastischen Abfall der Zinsmarge in den kommenden Jahren erwarten allerdings nur sehr wenige Banken. Nur gerade 11 Prozent der befragten Institute gaben an, mit einem Rückgang der Zinsmarge auf das Niveau der Negativzinsperiode von 2021 zu rechnen.

Ob die Banken die schrumpfenden Margen wieder mit einer starken Beschleunigung des Kreditwachstums kompensieren könnten, ist für die EY-Experten noch fraglich. Denn das Ausleihungswachstum werde zunehmend durch die begrenzte Verfügbarkeit von Eigenmitteln gebremst, die zur Unterlegung der Kredite gefordert sind. Entsprechend dürften die Banken bei der Kreditvergabe selektiver werden, meinte Schwaller.

___ Bewegung im Firmenkundengeschäft

Die Veränderung der Bankenlandschaft durch das Verschwinden der Credit Suisse zeigt sich derweil nicht zuletzt im Geschäft mit den Firmenkunden. So gaben 73 Prozent der befragten Banken an, dass sie im vergangenen Jahr mehr Finanzierungsanfragen von Unternehmen erhalten hätten.

Das sei wenig erstaunlich, da die CS in der Schweiz als Unternehmerbank galt, stellen die EY-Experten fest. Nach der Übernahme durch die Konkurrentin UBS hätten viele Schweizer Betriebe ihre Bankbeziehungen neu ausrichten müssen. Vor allem bei den grösseren Unternehmen könnten einige Auslandsbanken sowie grössere Kantonalbanken die Lücke der CS ausfüllen, sagte Schwaller.

___ Wirksames "name and shame"

Nach dem Untergang der CS erwarten die Banken zudem eine Verschärfung der Finanzmarktregulierung. Zu den wirksamsten Anpassungen erachten sie laut der Umfrage dabei mehr Transparenz bei den Finma-Verfahren sowie Namensnennungen ("name and shame") sowie klarere Verantwortlichkeiten ("Senior Manager Regime").

Als weniger wirksam bezeichneten sie dagegen eine Kompetenz des Regulators zur Verteilung von Bussen. Aber auch eine direkte Mandatierung der Prüfgesellschaften durch die Finma wurde von den beaufsichtigten Instituten als weniger sinnvoll bezeichnet.


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