Volkswirtschaft
03.06.2025 11:33:08
Die Schweizer Wirtschaft muss wegen des internationalen Handelsstreits zwar mit einer Delle rechnen, bleibt aber auf Wachstumskurs. Es helfe, dass die hiesige Wirtschaft breit aufgestellt sei, sagte Economiesuisse-Chef-Ökonom Rudolf Minsch der Nachrichtenagentur AWP am Dienstag an einer Medienkonferenz zum wirtschaftlichen Ausblick. Es gebe unterschiedliche Branchen, die weltweit tätig seien und nicht einseitig auf die USA fokussierten.
Die Wirtschaft zeigte sich im ersten Quartal 2025 noch robust. Sie gerät aber nun unter Druck. Die aktuellen Geschäftszahlen und das überraschend gute erste Quartal täuschten über das Ausmass der aktuellen Nachfrageflaute hinweg, hielt Economiesuisse fest. Kunden hätten in Erwartung von Zöllen in den ersten drei Monaten des Jahres ihre Lager gefüllt. Auf dieses "Aufbäumen" folge aber eine "deutliche Abschwächung".
Laut dem Verband dürfte das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr nur noch um 1,1 Prozent wachsen, nach 1,4 Prozent im Vorjahr. Auch 2026 bleibt das Wachstum mit prognostizierten 1,4 Prozent unter dem langfristigen Potenzial, wie es in der Sommerprognose basierend auf einer Umfrage bei Unternehmen hiess. Grund ist vor allem die anhaltende globale Unsicherheit, die Investitionen und Exporte belastet.
___ Jenseits jeglicher Vorstellungskraft
Economiesuisse ist deutlich pessimistischer als bei der letzten Prognose im Dezember. "Die Zolldrohungen von Donald Trump waren schon im Dezember da, aber was im Frühjahr tatsächlich folgte, hat das Mass jeglicher Vorstellungskraft überstiegen", sagte der Economiesuisse-Chef-Ökonom vor den Medien.
"Trump hat die Märkte radikal verunsichert", sagte Minsch. Vor allem KMU seien "massiv überfordert" mit Warenströmen. "Aus welchem Land gelten welche Bedingungen?" Praktisch über Nacht habe man nicht mehr gewusst, was am nächsten Tag gelte.
Besonders betroffen sind demnach exportorientierte Industrien wie Maschinen-, Uhren- und Konsumgüterhersteller. Die weltweite Nachfrage schwächle - in den USA, Europa und China. Während sich der Dienstleistungssektor stabiler zeige, trübe sich das Bild im produzierenden Gewerbe weiter ein, hiess es.
___ Käufe auf lange Bank geschoben
Kunden stornieren Aufträge oder verschieben Käufe von Maschinen und Anlagen. "Dies wirkt sich direkt auf die Auftragslage der Schweizer Firmen aus, und damit sinkt deren Arbeitsvorrat teilweise dramatisch", so der Verband.
Rund ein Fünftel von rund 300 befragten Unternehmen hat gemäss Economiesuisse auf die Zölle reagiert. Häufigste Massnahmen waren demnach Preisanpassungen, um die Zölle abzuwälzen. Teils leiteten sie aber auch Warenflüsse um oder nahmen andere Absatzmärkte ausserhalb der USA ins Visier.
Solider entwickeln dürfte sich die Binnenwirtschaft. Der private Konsum profitiere von tiefer Inflation und steigenden Reallöhnen. Für 2025 erwartet Economiesuisse eine Inflationsrate von 0,3 Prozent, 2026 soll sie leicht auf 0,8 Prozent steigen. Die geringe Teuerung dürfte auch die kurzfristigen Zinsen auf null drücken.
___ Mehr Kurzarbeit
Auch am Arbeitsmarkt dürfte sich die Abkühlung zeigen. Die Arbeitslosenquote steigt nach Einschätzung von Economiesuisse 2025 auf 3,0 Prozent und 2026 auf 3,1 Prozent. 2024 lag sie bei 2,4 Prozent. Gleichzeitig nehme die Zahl der Kurzarbeitenden aber spürbar zu - ein Zeichen für den wachsenden Anpassungsdruck in den Unternehmen.
Der Ausblick bleibt angesichts geopolitischer Spannungen und erratischer US-Handelspolitik unsicher. Im Basisszenario rechnet Economiesuisse mit einem zusätzlichen US-Zollsatz von 10 Prozent und keiner Eskalation. Doch bei verschärften Handelskonflikten drohen weitere Rückschläge.
Zollstreit: Schweizer Wirtschaft kommt wohl mit blauem Auge davon
Zürich (awp) - Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse erwartet nach einem starken Jahresstart wegen des internationalen Zollstreits in den nächsten Monaten eine Exportflaute. Insgesamt dürfte die Schweizer Wirtschaft aber mit einem blauen Auge davonkommen.Die Schweizer Wirtschaft muss wegen des internationalen Handelsstreits zwar mit einer Delle rechnen, bleibt aber auf Wachstumskurs. Es helfe, dass die hiesige Wirtschaft breit aufgestellt sei, sagte Economiesuisse-Chef-Ökonom Rudolf Minsch der Nachrichtenagentur AWP am Dienstag an einer Medienkonferenz zum wirtschaftlichen Ausblick. Es gebe unterschiedliche Branchen, die weltweit tätig seien und nicht einseitig auf die USA fokussierten.
Die Wirtschaft zeigte sich im ersten Quartal 2025 noch robust. Sie gerät aber nun unter Druck. Die aktuellen Geschäftszahlen und das überraschend gute erste Quartal täuschten über das Ausmass der aktuellen Nachfrageflaute hinweg, hielt Economiesuisse fest. Kunden hätten in Erwartung von Zöllen in den ersten drei Monaten des Jahres ihre Lager gefüllt. Auf dieses "Aufbäumen" folge aber eine "deutliche Abschwächung".
Laut dem Verband dürfte das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr nur noch um 1,1 Prozent wachsen, nach 1,4 Prozent im Vorjahr. Auch 2026 bleibt das Wachstum mit prognostizierten 1,4 Prozent unter dem langfristigen Potenzial, wie es in der Sommerprognose basierend auf einer Umfrage bei Unternehmen hiess. Grund ist vor allem die anhaltende globale Unsicherheit, die Investitionen und Exporte belastet.
___ Jenseits jeglicher Vorstellungskraft
Economiesuisse ist deutlich pessimistischer als bei der letzten Prognose im Dezember. "Die Zolldrohungen von Donald Trump waren schon im Dezember da, aber was im Frühjahr tatsächlich folgte, hat das Mass jeglicher Vorstellungskraft überstiegen", sagte der Economiesuisse-Chef-Ökonom vor den Medien.
"Trump hat die Märkte radikal verunsichert", sagte Minsch. Vor allem KMU seien "massiv überfordert" mit Warenströmen. "Aus welchem Land gelten welche Bedingungen?" Praktisch über Nacht habe man nicht mehr gewusst, was am nächsten Tag gelte.
Besonders betroffen sind demnach exportorientierte Industrien wie Maschinen-, Uhren- und Konsumgüterhersteller. Die weltweite Nachfrage schwächle - in den USA, Europa und China. Während sich der Dienstleistungssektor stabiler zeige, trübe sich das Bild im produzierenden Gewerbe weiter ein, hiess es.
___ Käufe auf lange Bank geschoben
Kunden stornieren Aufträge oder verschieben Käufe von Maschinen und Anlagen. "Dies wirkt sich direkt auf die Auftragslage der Schweizer Firmen aus, und damit sinkt deren Arbeitsvorrat teilweise dramatisch", so der Verband.
Rund ein Fünftel von rund 300 befragten Unternehmen hat gemäss Economiesuisse auf die Zölle reagiert. Häufigste Massnahmen waren demnach Preisanpassungen, um die Zölle abzuwälzen. Teils leiteten sie aber auch Warenflüsse um oder nahmen andere Absatzmärkte ausserhalb der USA ins Visier.
Solider entwickeln dürfte sich die Binnenwirtschaft. Der private Konsum profitiere von tiefer Inflation und steigenden Reallöhnen. Für 2025 erwartet Economiesuisse eine Inflationsrate von 0,3 Prozent, 2026 soll sie leicht auf 0,8 Prozent steigen. Die geringe Teuerung dürfte auch die kurzfristigen Zinsen auf null drücken.
___ Mehr Kurzarbeit
Auch am Arbeitsmarkt dürfte sich die Abkühlung zeigen. Die Arbeitslosenquote steigt nach Einschätzung von Economiesuisse 2025 auf 3,0 Prozent und 2026 auf 3,1 Prozent. 2024 lag sie bei 2,4 Prozent. Gleichzeitig nehme die Zahl der Kurzarbeitenden aber spürbar zu - ein Zeichen für den wachsenden Anpassungsdruck in den Unternehmen.
Der Ausblick bleibt angesichts geopolitischer Spannungen und erratischer US-Handelspolitik unsicher. Im Basisszenario rechnet Economiesuisse mit einem zusätzlichen US-Zollsatz von 10 Prozent und keiner Eskalation. Doch bei verschärften Handelskonflikten drohen weitere Rückschläge.
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