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Volkswirtschaft   03.11.2025 10:32:10

Konjunktur-Frühindikatoren ohne klare Richtung

Zürich (awp) - Die Schweizer Wirtschaft befindet sich bis zu einem gewissen Grad im Blindflug. Die wichtigsten Konjunktur-Frühindikatoren zeigen keine eindeutige Richtung an.

Wer Wachstumsprognosen für die Schweizer Wirtschaft machen will, hat derzeit einen schwierigen Job. Die vielen Unsicherheitsfaktoren sind kaum zu kalkulieren - und auch die konjunkturellen Frühindikatoren sind keine Hilfe.

Denn diese widersprechen sich. So zog das KOF-Konjunkturbarometer, das am letzten Donnerstag veröffentlicht wurde, überraschend stark an. Es stieg im Oktober auf 101,3 Zähler und damit über den mittelfristigen Durchschnittswert. Demnach müsste es also mit der Schweizer Wirtschaft bald einmal nach oben gehen.

___ PMI deutlich eher abwärts

Anders nun der Einkaufsmanagerindex (PMI), welcher als zweiter wichtiges Frühindikator gilt. Alles in allem müsste es gemäss diesen Daten eher abwärts als aufwärts gehen.

Der PMI für den Industriesektor stieg zwar leicht um 1,9 auf 48,2 Punkte, wie die Grossbank UBS und der Einkauf-Fachverband procure.ch am Montag mitteilten. Der Index signalisiere damit aber eine weiterhin angespannte Lage in der Branche.

Bei Werten unter 50 Punkten gehen die befragten Unternehmen nämlich insgesamt von einer schrumpfenden wirtschaftlichen Aktivität aus. Das Stimmungsbarometer bewegt sich mittlerweile seit Januar 2023 unter dieser 50-Punkte-Marke - also seit 34 Monaten.

Hinzu kam, dass der PMI für den Dienstleistungssektor nun ebenfalls unter die 50-Punkte-Marke rutschte, konkret auf 47,8 von 51,3 Punkten im September.

___ Protektionismus könnte noch zunehmen

Die Industrie leidet dabei besonders unter den Zöllen von US-Präsident Donald Trump. Für die kommenden zwölf Monate rechnet rund die Hälfte der Firmen mit einer unveränderten Belastung durch protektionistische Massnahmen, knapp 45 Prozent geht sogar von einer weiteren Zunahme der Belastung aus. Mit einer Abnahme rechnet fast niemand.

Immerhin hätten die Sorgen im Vergleich zum Vormonat bei den Industriefirmen leicht abgenommen, wurde betont. Einzelne Unternehmen hätten etwa von einer Abnahme der Handelshemmnisse berichtet. Und alles in allem habe sich der Auftragsbestand stabilisiert.

___ Dienstleister mit weniger Aufträgen

Bei den Dienstleistungsunternehmen sehen sich inzwischen 20 Prozent vom Protektionismus betroffen - deutlich mehr als im Vormonat. Das Gros sieht aber nach wie vor keine Auswirkungen.

Dass die Stimmung in diesem Sektor unter die Wachstumsschwelle fiel, sei auf einen breit abgestützten Rückgang bei diversen Subkomponenten zurückzuführen, hiess es. So harzt es etwa bei den Neuaufträgen, und es gebe klare Anzeichen für einen Beschäftigungsabbau.

___ Wohl schwieriges Halbjahr

Die Prognostiker für die Schweizer Wirtschaft neigen übrigens zuletzt eher zum Pessimismus. "Für die zweite Jahreshälfte ist in der Schweiz mit einer schwachen Wirtschaftsentwicklung zu rechnen", schreiben die Ökonomen der ZKB in einer aktuellen Studie - und fassen damit die Mehrheitsmeinung zusammen.

Selbst negatives Wachstum sei nicht auszuschliessen, hatte es kürzlich sogar von den Experten des Bundes geheissen. Das sehen auch die ZKB-Ökonomen so. Eine schwere Rezession mit starken Rückgängen des BIP sei hingegen wegen der nach wie vor relativ gute laufenden Binnenkonjunktur vorerst unwahrscheinlich.


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