US-Zölle belasten Industrieproduktion - Rückschlag für Pharmabranche
WIESBADEN (awp international) - Die deutsche Industrieproduktion ist im April nach einem starken Vormonat wieder gesunken. In den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ging die Fertigung im Monatsvergleich um 1,4 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Im März hatten noch Vorzieheffekte im Zusammenhang mit angekündigten US-Zöllen die Produktion angetrieben. Allerdings war der Produktionszuwachs im März schwächer ausgefallen als bisher bekannt. Das Bundesamt revidierte den Anstieg auf nur noch 2,3 Prozent von zuvor 3,0 Prozent.
Analysten waren für April zwar von einer schwächeren Produktion ausgegangen, hatten im Schnitt aber nur einen Rückgang um 1,0 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich meldete das Statistikamt ebenfalls einen Dämpfer. In dieser Betrachtung ging die Fertigung im April um 1,8 Prozent zurück.
Zur negativen Entwicklung habe auch ein kräftiger Produktionsrückgang in der Pharmaindustrie beigetragen, hiess es in der Mitteilung von Destatis. Hier meldete das Bundesamt für April einen Rückgang um 17,7 Prozent im Monatsvergleich. Im März wurde dagegen ein noch sehr kräftiger Zuwachs verzeichnet. Die Pharmaproduktion habe den Anstieg von 19,3 Prozent im März fast vollständig zunichtegemacht, sagte Analystin Franziska Palmas von Capital Economics. Dies deute darauf hin, dass sich der Aufschwung durch die US-Zölle bereits umkehre. So hatten viele Pharmaunternehmen und deren Kunden in Erwartung von Zöllen zunächst offenbar mehr produziert und bestellt als direkt notwendig.
"Die in einigen Wirtschaftszweigen zuletzt stark schwankende Industrieproduktion dürfte auch Ausdruck der handelspolitischen Unsicherheiten infolge der US-Zollpolitik sein", hiess es in einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Entwicklung der Industrieproduktion dürfte auch künftig von zollpolitischen Turbulenzen gekennzeichnet sein.
Zuletzt zeigten sich aber auch Hinweise auf eine bessere Entwicklung in den Industriebetrieben und damit auf ein Ende der Schwächephase. Im April hatten die Industriebetriebe den zweiten Monat in Folge mehr Aufträge verzeichnet und Ökonomen sprachen von ersten Anzeichen einer Trendwende.
Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, ist daher der schwache Quartalsauftakt bei der Produktion "in Anbetracht der überraschend guten Auftragseingänge im April verschmerzbar". Seiner Einschätzung nach ist die deutsche Wirtschaft generell auf dem Weg der Besserung.
Auch die Commerzbank sieht bessere Zeiten für die deutsche Wirtschaft kommen. Analyst Ralph Solveen verwies auf höhere Auftragszahlen und auf den Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas. "Darum gehen wir davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen wieder zulegen wird, auch wenn die höheren US-Zölle und die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft einen kräftigen Aufschwung verhindern werden", sagte der Commerzbank-Experte.
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