Nach Eklat um Filial-Schliessungen: Chef der griechischen Post tritt ab
ATHEN (awp international) - Die Schliessung von 204 Filialen der defizitären, veralteten griechischen Post (Elta) haben den Chef des Unternehmens den Job gekostet. Grigoris Sklikas habe seinen Rücktritt eingereicht, nachdem die ersten Schliessungen am Vortag quasi über Nacht vorgenommen worden und auf massive Kritik gestossen waren, berichtete die Zeitung "Kathimerini". An dem Plan, ein Fünftel der gut 1000 Filialen dichtzumachen, hält die Regierung jedoch auch ohne ihn fest.
Sklikas hatte die Massnahme vergangenen Freitag erstmals im Interview mit einem privaten Fernsehsender angekündigt. Bereits am Montag schlossen dann die ersten 46 Elta-Standorte vor allem in Athen und Thessaloniki. In der Folge standen erboste Mitarbeiter und Kunden vor geschlossenen Türen. Die Regierung zeigte sich ebenfalls überrascht - der Chef soll das zuständige Ministerium per Fax informiert haben, das Schreiben war wohl untergegangen.
30 Jahre alte Ausrüstung
Sklikas rechtfertigte sich in seinem Rücktrittsschreiben. Es gehe um ein vernachlässigtes Unternehmen mit 30 Jahre alter Ausrüstung und unzureichender digitaler Infrastruktur, schrieb er. Die Reaktion von Abgeordneten des Parlaments zeige ihm, dass der notwendige Dialog über die Umsetzung des Sanierungsplans äusserst schwierig werde.
Post in desolatem Zustand
Tatsächlich ist der Zustand der griechischen Post desolat - in den unterbesetzten Filialen verfügen Mitarbeiter teils nicht einmal über einen Handscanner, mit dem sie die Barcodes von Paketen einscannen können. Jahr für Jahr schreibt Elta Millionen Euro Verluste. Das weiss auch die griechische Regierung. Der Restrukturierungsplan und die Schliessungen seien beschlossene Sache, stellte Regierungssprecher Pavlos Marinakis klar.
Schlechte Kommunikation
Allerdings sei man die Dinge falsch angegangen, indem man über Nacht beschlossen habe, 204 Filialen zu schliessen, ohne mit den Bürgern und der lokalen Bevölkerung zu sprechen, sagte Marinakis. Die Reform werde nun nach einem Bürgerdialog umgesetzt. Es solle "niemand ohne Service" bleiben.
Die Schulden der Elta betragen rund 140 Millionen Euro und jedes Jahr kommen neue Defizite hinzu. Die prekäre Situation des Unternehmens erleben die Kunden jeden Tag, angewiesen sind sie auf die Post dennoch: Vor allem Ältere nehmen die Bezahldienstleistungen der Elta etwa für Strom- und Telefonrechnungen in Anspruch oder lassen sich dort die Rente auszahlen.
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